Im Affekt: Hippiefantasie im Goadekor

Nr. 50 –

Ist es ein Spoiler, wenn es offensichtlich ist? Nun, der Bösewicht kommt am Schluss nochmals davon in «The Way of Water», dem zweiten Teil der «Avatar»-Reihe. Denn Regisseur James Cameron hat noch viel vor: drei weitere Fortsetzungen bis 2028. Bei ihm ist das natürlich auch eine Rekordjagd; der erste Teil von 2009 ist bis heute der kommerziell erfolgreichste Film aller Zeiten; der zweite müsse nun in einer ähnlichen Liga spielen, um die astronomischen Produktionskosten einzuspielen, soll Cameron verraten haben.

Doch das Kino von James Cameron dreht sich nicht nur um Geld, sondern auch um Maschinen – um die leistungsfähigsten 3-D-Kameras und «Motion Capture»-Systeme (jetzt sogar unter Wasser!) des Planeten. Man sieht den Bildern von «The Way of Water» durchaus an, wie viel sie gekostet haben, aber das macht diesen Film nicht weniger banal.

Die Story könnte aus einem Actionfilm von vormals sein: kriegerische Männer, die als ehrenvolle Häuptlinge ihre Familien und Clans verteidigen, auch wenn ab und zu mal eine Generalin durchs Bild marschiert. Böse ist der technologische Fortschritt, die Maschinen auf der Leinwand sind vor allem herumballerndes Kriegsgerät; das Gute ist die indigene Naturverbundenheit – eine reaktionäre Hippiefantasie in passendem Goadekor.

Und an die Konservativen, die hier wieder Unheil wittern, weil viele der Computergesichter People of Color zur Vorlage hatten: Entwarnung! Ein progressiver Vorkämpfer ist Cameron keinesfalls.

Der neu auftretende Stamm der Metkayina, zu denen der Protagonist Jake Sully mit seiner Frau und ihren diversen Kindern vor den invasiven Menschen flüchtet, wurde visuell den Māori nachempfunden. Diese müssen hier als reines Naturvolk herhalten, das Beziehungen zu so etwas wie Walfischen pflegt, die nicht nur Musik komponieren können, sondern auch noch mehr Mitgefühl haben als der Mensch. Ach! Für den Vormarsch der «Woke-Kultur» kann das nur ein Rückschlag sein.

Vielleicht ist das mit den Māori auch ein Zufall, Cameron hat seine Produktionsmaschinen schliesslich in Neuseeland aufgebaut.