Diesseits von Gut und Böse: Wenig Erhebendes

Nr. 51 –

So, diese Woche ist es passiert: Mir fällt nichts ein. Oder genauer gesagt: Mir fällt zwar alles Mögliche ein, was man mit Fug und Recht in dieser Kolumne aufgreifen könnte, aber nichts scheint zu passen.

Schreib doch was über Weihnachten, raten die Kolleg:innen. Sorry, geht nicht! Und wer findet, jetzt komme doch das schönste Fest des Jahres, liest hier besser nicht weiter: Mir geht das ganze Gebimmel und Geglitzer total auf den Geist. Aber das macht nichts, ich halte mich einfach raus und hab auch so ein paar gemütliche Tage.

Beim unerbittlichen Beschwören von Frieden auf Erden, das dann am Weihnachtstag wieder hammerhart zelebriert werden wird, muss ich regelmässig an die britischen, französischen und deutschen Soldaten denken, die sich 1914 zwischen den Schützengräben eine frohe Weihnacht wünschten – manche sollen sogar miteinander Fussball gespielt haben –, um sich bald darauf weiter gegenseitig abzuschlachten.

An Silvester hagelt es dann gute Neujahrswünsche, dabei steht zu befürchten, dass das neue Jahr denselben Scheiss und dasselbe Grauen bereithalten wird wie das alte. Nein, ich bin nicht depressiv, bloss realistisch.

Haben Sie gelesen, dass Grossbritannien jetzt tatsächlich seine Asylbewerber:innen gar nicht mehr anhören muss, sondern gleich nach Ruanda abschieben darf? (Siehe Mona Molotov im WOZ-«Zoo» vom Dienstag auf www.woz.ch.) Der britische Schriftsteller John Lanchester hat in seinem Roman «Die Mauer» genau diese Situation – nur ein kleines bisschen verschärft – vorhergesehen. Und an der undurchdringlichen Abschottung arbeitet ja nicht nur das Vereinigte Königreich, sondern ganz Europa.

Nichtsdestotrotz: Verbringen auch Sie ein paar erholsame, streitfreie Tage mit gutem Essen und Trinken! Wenn das gelingt, ist es schon viel.