Diesseits von Gut und Böse: Ich und du, Müllers Kuh

Nr. 3 –

Einen Imagefilm lässt eine Organisation dann produzieren, wenn sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen möchte, wie sie gesehen werden will. Jedes seriöse Unternehmen hat einen Imagefilm, natürlich auch diese Zeitung (siehe www.woz.ch/info/woz).

Auch Parteien brauchen so was, vor allem im Wahljahr; und weil Die Mitte vor genau zwei Jahren einem Gebräu aus CVP und BDP entstieg, arbeitet sie jetzt ganz besonders an ihrer Imageklärung, zum Beispiel mit dem Video «Für mehr Wir»: Darin hat die verantwortliche Agentur die Idee umgesetzt, vor zusammenhanglos schönen Bildern Fragen zu stellen wie: «Wenn es stimmt, dass Energie erhalten bleibt, wo ist sie denn hin?», «Reicht es noch, mit der Zeit zu gehen? Müssen wir ihr nicht vorausgehen?» oder «Wer sind wir? Und wer ist wie du?». Antworten gibt es keine, dafür einen kleinen Text, der mühelos den Worldwide-Plattitüden-Award abräumen könnte.

Dass von der Mitte-Website kein Link zum Filmchen hinführt, wirft ebenfalls Fragen auf. Vielleicht hat ja schon der liebenswürdige Satz «Nur wenn wir im Dialog bleiben und immer wieder den Konsens suchen, tragen wir alle zu einer lebenswerten Schweiz bei» beim Parteipräsidenten einen Brechreiz ausgelöst, weil ihm wieder in den Sinn kam, wie eine Mehrheit der Mitte-Ständerät:innen kürzlich seinen sozialen Konsens mit der SP zu den Krankenkassenprämien das Klo runterspülte. Auch den Satz «Wir sind die Partei der Mitte, die soziale Verantwortung übernimmt» durchweht ein Hauch Realsatire, wenn man das «Mitte»-Abstimmungsverhalten im Parlament kennt.

An den erwartbaren Orten im World Wide Web ist das Video übrigens nur schwer zu finden. Optimistisch betrachtet könnte das bedeuten, dass den Verantwortlichen inzwischen dämmert, welch peinlichen Schwachsinn sie da produzieren liessen.