Was weiter geschah: Seezugang für alle!

Nr. 5 –

Die frohe Botschaft steht gut versteckt im Schlussbericht, den die Stadt Zürich letzte Woche veröffentlicht hat: «Die Testplanung konnte keine überzeugende Lösung für die Integration von Wohnungen aufzeigen.» Die Rede ist vom Seeufer in Zürich Wollishofen, genauer von einem Areal gleich neben der Roten Fabrik, auf dem die Firma Kibag derzeit ein Betonmischwerk betreibt. Vermutlich verfolgte die Kibag den Plan, auf dem Areal einst Luxuswohnungen zu bauen; zumindest hat die Stadt ihr dies in einer Sonderbauvorschrift 2009 explizit erlaubt.

Gegen diese Pläne hat sich in den vergangenen Jahren die Bewegung «Linkes Seeufer für alle» formiert, weil der wertvolle Kultur- und Freiraum am See von reichen Anwohner:innen mit Ruhebedürfnis zuverlässig gefährdet würde. Die Testplanung hat die Stadt in Auftrag gegeben, um die Bedürfnisse der Quartierbevölkerung zu eruieren. Das partizipative Verfahren hat nun klar gezeigt, dass im Quartier keine neuen Wohnungen erwünscht sind: Das ist auch ein Sieg für die Gruppierung «Linkes Seeufer für alle», die die Bevölkerung mobilisiert und organisiert hat.

Sie seien positiv überrascht, dass ihre Forderungen endlich Gehör gefunden hätten, schreiben die Aktivist:innen auf Anfrage. Doch sie bleiben auch skeptisch. Das Hauptproblem, dass besagtes Areal im Privatbesitz der Kibag sei, werde weiterhin ausgeklammert: «Erst wenn das Gelände abgekauft und umgezont ist, kann darauf etwas Fruchtbares entstehen.» Tatsächlich wird im Schlussbericht begründet, wieso die Öffentlichkeit kein Anrecht auf das Land der Kibag habe, sprich: Eine Enteignung wird ausgeschlossen.

Bis im Sommer soll ein Masterplan erstellt werden, die nun abgeschlossene Testplanung ist dafür nicht bindend. Aber die Empfehlungen klingen rundum erfreulich: besserer Seezugang für die Allgemeinheit, Erhalt der industriellen Prägung, Erweiterung des Freiraums, mehr Fusswege. Ein paar entschlossene Menschen zeigen hier gerade: Kämpfe für eine schöne und solidarische Stadt können sich durchaus lohnen.

Nachtrag zum Artikel «Elefanten am See» in WOZ Nr. 20/22.