Leser:innenbriefe

Nr. 7 –

Keine «schlechten» Biotope

«Leser:innenbriefe: Nicht beste Biotope verbaut», WOZ Nr. 5/23

Der Leserbriefschreiber erweist der Causa mit seinen Ausführungen einen Bärendienst. Offensichtlich sind für ihn «gute» Biotope nur Feuchtgebiete, Flussauen, Moore und dergleichen, wo es quakt.

Man kann nicht «gute» gegen «schlechte» Biotope ausspielen. Wenn er meint, trockene Hochweiden zu befeuchten, wäre eine gute Sache, dann zeigt er wenig Verständnis für die biogeografischen Zusammenhänge.

Urs Mischler, per E-Mail

Mit Visa einreisen lassen

«Erdbebenkatastrophe: Die ignorierte Gefahr», WOZ Nr. 6/23

Die Menschen aus dem Erdbebengebiet brauchen unsere Unterstützung! Das verheerende Erdbeben, der eisige Winter und die zum Teil schwer zugänglichen Gegenden sind die einen Hürden. Und die politischen Verteilspielchen der Regierung (es ist Wahlkampf!) in den kurdischen Regionen erschweren zudem die dringlichst benötigte Soforthilfe. Zudem besteht gemäss heutigem Stand immer noch keine Möglichkeit, Menschen, die auf sich alleine gestellt sind, doch Verwandte in der Schweiz haben, durch erleichterte Verfahren oder Visa-Schnellverfahren in die Schweiz einreisen zu lassen (zumindest für einige Wochen/Monate). Hier muss die Schweiz ihren humanitären Verpflichtungen nachkommen und schnellstmöglich diese Hilfe in dieser Notsituation anbieten, und es muss auch politisch Druck gemacht werden!

M. C. (Name der Redaktion bekannt), per E-Mail

Erdverbunden statt produktionsgebunden

«Klimabewegung: Erdverhaftet wie Termiten», WOZ Nr. 3/23

Bruno Latour und Nikolaj Schultz blicken in die Zukunft. Eine bessere Zukunft ist für die Menschheit nicht kampflos zu haben. Viele Widerstände müssen überwunden werden. Wer eine ökologische Klasse formieren kann und wie? Dazu braucht es kooperatives Vorgehen auf allen Ebenen. Mich ermuntert und ermutigt das Memorandum von Latour und Schultz aus zwei Gründen. Es fasst das zukünftige erdverbundene Leben in eine Formel und fordert uns dazu auf, lebenswichtige Wörter umzudeuten und neu zu besetzen.

Die Formel zitiere ich aus dem Memorandum: «‹Fortschrittlich› oder besser ‹emanzipatorisch› soll heissen, was ermöglicht, die Welt, in der wir leben, und die Welt, von der wir leben, innerhalb eines gemeinsamen Ganzen aus rechtlichen, affektiven, moralischen, institutionellen und materiellen Phänomenen ‹zur Deckung zu bringen›.» Unser Handeln soll sich danach ausrichten, ob Lebensmittel, Verkehrsmittel, Häuser, Felder und Wälder usw. so gepflegt werden, dass wir darin und davon leben können. Diese beiden Welten zu harmonisieren, davon sind wir weit entfernt. Wir reisen in unberührte Landschaften und verwandeln diese oft in Welten, in denen wir nicht leben können. Warum müssen wir unseren Boden verlassen, um uns zu erholen?

Aus der langen Liste der umzudeutenden und neu zu besetzenden Wörter greife ich nur drei heraus: Fortschritt, Emanzipation und Freiheit. Fortschritt ist der Ausgang aus der produktionsabhängigen Weltzerstörung, von der wir leben, hin zu einer Freiheit, die es allen Gemeinschaften ermöglicht, autonom zusammenzuleben. Emanzipieren wir uns von den Abhängigkeiten, die uns von der Welt trennen, hin zu einer, in der wir leben.

Otto Georg Tschuor, Seewil

Schulalltag

«Durch den Monat mit Nadine Bühlmann (Teil 2): Ist das Unterrichten schwieriger geworden?», WOZ Nr. 6/23

Die Uno-Kinderrechtskonvention fordert in Artikel 19 das Recht des Kindes auf Schutz vor jeder Form von Gewalt. Die Bundesverfassung schützt in Artikel 10 das Recht auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Wenn zwei von drei Lehrpersonen in diesem Land mit verbaler oder körperlicher Gewalt konfrontiert sind und Lehrerin Nadine Bühlmann die Aufregung nicht versteht, da körperliche und verbale Gewalt zum Alltag in unserer Gesellschaft dazugehöre, so entsteht der Eindruck einer Verharmlosung. – Gewalt ist in der heutigen Zeit auf allen Ebenen ein grosses Problem. Indem wir das als «Normalität» akzeptieren, ist nichts getan. Die Fähigkeit zum Gespräch, die Verbalisierung der eigenen Gefühle, die Arbeit an einer psychologischen Perspektive für sich selbst wie auch für das Gegenüber sind wirksame Mittel, die oft vergessen gehen. – Schade, dass der Interviewer nicht im Sinne einer Klärung nachhakt. Gewalt gegen Lehrpersonen ist genauso empörend wie Gewalt gegen Kinder, gegen Sanitäter:innen, Feuerwehrleute, gegen Frauen, gegen Männer. Oder haben wir da etwas falsch verstanden?

Peter Boller und Verena Poestgens, Zürich