Hausmitteilungen

Nr. 43 –

NZZ, BFS, FDP: Wem kann man da noch trauen?

Wahlsonntage mit ihren sich überschlagenden Nachrichten sind für eine Wochenzeitung wahrlich eine Herausforderung. Erst recht stimmt das in diesem Jahr, in dem sich das Resultat über den Sonntag hinaus veränderte: Alles begann mit einer tollkühnen Hochrechnung der NZZ. Die Zeitung vermeldete kurz nach dem Urnenschluss um zwölf Uhr, dass die SVP auf 31,6 Prozent der Stimmen zulegen werde. Das amtliche Endergebnis am Abend betrug dann 28,6 Prozent für die Rechtspopulist:innen.

Doch dann meldete am Mittwoch – kurz vor dem WOZ-Redaktionsschluss – plötzlich das Bundesamt für Statistik (BFS) einen Rechenfehler: Die SVP hat in Tat und Wahrheit 27,9 Prozent erzielt. Ein Einbruch der SVP innert Tagen um 3,7 Prozentpunkte, das erzählt wohl auch einiges über die Erwartungshaltung bei den Medienschaffenden und beim Publikum: Diese Partei kann ja nur deutlich gewinnen. Prozente hin, Prozentpunkte her: Am Ende hat das rechtsnationale Lager mit SVP, MCG, EDU und Lega trotzdem zwölf Sitze zugelegt.

In dieser Zeitung nun finden sie unsere Interpretationen des Wahlergebnisses – zumindest gemäss Stand Mittwochnachmittag, 25. Oktober 2023, 16.30 Uhr. Wir hoffen natürlich inständig, dass nicht noch ein Gemeinde oder ein Kanton irgendwo eine vergessene Wahlurne findet. Und wenn, dann höchstens mit rot-grünen Listen drin, irgendwo im Jura oder im Zürcher Kreis 4.

Beiträge zu den Wahlen finden sie übrigens nicht nur in der Zeitung, sondern auch auf unserer Website. In unserem Wahlblog (www.woz.ch/wahlen2023) haben wir bereits am Sonntagabend analysiert, dass die Schweizer:innen in krisenhaften Zeiten am liebsten den Igel machen – und sich in ihren nationalen Bunker zurückziehen. In der Rubrik «WOZ täglich» haben wir ausserdem den Erfolg der queeren Aktivistin Anna Rosenwasser gefeiert. Und etwas Schadenfreude über den Freisinn konnten wir uns auch nicht verkneifen. Auch dessen Resultat hat sich über die Tage übrigens zunehmend verschlechtert: Mit dem Rückzug mehrerer Kandidat:innen bei den zweiten Wahlgängen für den Ständerat verliert die früher stolze Partei weiter an Glanz.

Denken vorm Schenken

Dass das Verb «verlosen» mit der Aussage «De Schneller isch de Gschwinder» in unaufhebbarem Widerspruch steht, hat bei uns leider niemand gemerkt, als wir letzte Woche in der Kolumne «Kost und Logis» die drei letzten Exemplare des vegetarischen Kochbuchs «Geschichten mit Geschmack» zu verschenken versprachen. Die ersten Leser:innen bewarben sich so früh, dass wir nach letztgenannter Devise handelten, was – streng juristisch gesehen – nicht ganz sauber ist. Aber ohne Einsendefrist hätte die Verlosung erst stattfinden können, wenn alle, die ihre WOZen gern erst mal in einer Ecke horten, sie ebenfalls gelesen hätten. Und das kann dauern.

Die ersten drei Einsender:innen haben also gewonnen, wozu wir herzlich gratulieren! Und den vielen Leser:innen, die vergebens geschrieben haben, danken wir genauso herzlich!

Da der Verein Solinetz an der Produktion des Kochbuchs «Heimat im Kochtopf» (Rotpunktverlag 2015) ebenfalls intensiv beteiligt war, machte er jenen, die jetzt leer ausgingen, aber ein grosszügiges Angebot: Denen, die es wünschten, hat er ein Exemplar dieses nicht vegetarischen Kochbuchs geschenkt, zu dem uns die Autorin schrieb, die Menüs seien «immer noch vollständig und ausgewogen», wenn man den Fleischteil weglasse. Dieses Angebot gefiel wiederum so vielen Leser:innen, dass auch die «Heimat im Kochtopf» jetzt nur noch antiquarisch erhältlich ist. Und das Solinetz freut sich mit oder ohne Buch über Spenden.