Im Affekt: Tücken der Tamedia-Bürokratie

Nr. 43 –

Dicke Post aus dem Hause Tamedia: Mehrere Mitarbeiter:innen haben dieser Tage eine Rechnung vom Medienunternehmen erhalten. Sie müssen rückwirkend Spesen zurückzahlen, die sie sich im Zeitraum von 1. Januar 2022 bis 31. Juli 2023 hatten erstatten lassen – zum Teil Summen von nur knapp zehn Franken. Es handelt sich um sogenannte Kleinspesen, also um einzelne Beträge von je unter zehn Franken, die sich in diesen eineinhalb Jahren zusammengeläppert haben.

Diese dürfen bei Tamedia nicht einzeln abgebucht werden, die Angestellten erhalten dafür eine monatliche Pauschale. Sicher ist das gut gemeint – weniger Bürokratie für alle, wer will das nicht –, es zeigt aber seine Tücken im Detail. Die Mitarbeiter:innen können auf der SBB-App eine Tamedia-Kostenstelle hinterlegen, für berufliche Reisen buchen sie ihre Tickets direkt über diese ab. Nun müssten sie aber jedes Mal vor dem Kauf kontrollieren, wie teuer das Ticket ist. Falls es weniger als zehn Franken kostet, muss es über die private Kontokarte abgebucht werden. Das führt zum Beispiel zu Situationen wie dieser: Ein Ticket von Bern nach Thun kostet mit Halbtax 9.20 Franken. Der Mitarbeiter, der den Hinweg einzeln bucht, muss privat abbuchen; die Mitarbeiterin, die den Weg retour bucht, kann das Geld über die Tamedia-Kostenstelle abbuchen. Dass hier Fehler passieren, überrascht nicht. Das war wohl auch der Tamedia-Chefetage bewusst – doch anstatt kulant darüber hinwegzuschauen, wurden (Achtung, Bürokratie!) die Kleinstbeträge aller Mitarbeiter:innen überprüft.

Ende August erst hatte uns folgende Mitteilung der TX Group erreicht, zu der auch Tamedia gehört: «TX Group steigert Betriebsergebnis deutlich». Der Betriebsgewinn verbesserte sich demnach auf Stufe des Ebit, also vor Zinsen und Steuern, auf 21,4 Millionen Franken – von 3,7 Millionen im Vorjahr. Da klingt es ein bisschen kleinlich, der eigenen Belegschaft jetzt mit der Rückforderung von Bagatellbeträgen zu kommen. Aber wo lernt man das Sparen, wenn nicht von den Renditeprofis?

Eine Frage stellt sich noch: Was kostet so eine penible Überprüfung der Spesenbelege aller Mitarbeiter:innen?