Leser:innenbriefe

Nr. 2 –

Heimatausbeuterisch

«Agrarpolitik: Ein Ritter für alle», WOZ Nr. 51/23

Ja, warum sollte unsere Landwirtschaft ökologischer sein als die Gesamtwirtschaft? Weil die Bauern die wichtigsten Fachleute sind, welche direkt mit der Natur arbeiten. Im Gegensatz zu den Akademikern könnten sie die Natur auf eine sinnliche Art wahrnehmen. Sie sollten eigentlich sehen, hören und spüren, dass etwas schon lange nicht mehr stimmt, und es wäre ihre Pflicht, die übrige Gesellschaft darauf aufmerksam zu machen. Gerade weil die Landwirtschaft von der Allgemeinheit mitfinanziert wird.

Den Bauern wird eine nahe Verbundenheit mit Brauchtum und mit dem Land im Allgemeinen zugestanden. Sie zelebrieren das ja auch immer wieder und geben sich heimatverbunden. Man muss sich aber fragen, ob Heimatverbundenheit und eine heimatausbeuterische Landwirtschaft zusammenpassen.

Ich wünschte mir eine offene Diskussion mit allen Beteiligten, um einen Weg aus diesem Dilemma zu finden. Eigentlich wäre Bauer ein Superberuf.

Hatto Schmidlin, per E-Mail

Unrecht weitergeführt

«Auf allen Kanälen: Theater im Dilemma», WOZ Nr. 51/23

Der Boykott der Arabischen Liga von 1945 wird heute hauptsächlich noch von Syrien, dem Libanon und dem Iran eingehalten – also dort, wo die Hisbollah regiert. Und die Strafverfolgung wird im Libanon komplett willkürlich umgesetzt.

Es ist wohl eher Wunschdenken, dass dortige Behörden den feinen Unterschied bemerken, ob eine Libanesin nur im selben Theaterensemble, aber nicht im selben Theaterstück mit einem Israeli aufgetreten ist.

Es muss für ein Schweizer Theater doch andere Möglichkeiten geben, eine libanesische Mitarbeiterin zu unterstützen, als sie von ihrem israelischen Kollegen räumlich getrennt zu halten. Damit wird doch ein als Unrecht empfundenes Gesetz weitergeführt und zementiert!

Madeleine Dreyfus, per E-Mail

Spannend und erschütternd

«wobei» Nr. 6, beigelegt WOZ Nr. 48/23

Ich möchte euch noch mitteilen, dass ich die Nummer über die syrische Diaspora hochspannend und erschütternd gefunden habe! Mir scheint wichtig, dass ihr den Fokus auf ein Thema gerichtet habt, das von permanent schrecklichen Aktualitäten überdeckt worden ist. Gelesen habe ich das «wobei» von A bis Z gleich nach Erhalt.

Suzanne Marty, per E-Mail

Kapital und Macht

«Literatur: Widerständig und solidarisch», WOZ Nr. 50/23

Herzlichen Dank für die Besprechung des Buches «Marschlande» von Jarka Kubsova, die mich zu dessen bereichernder Lektüre veranlasst hat. Die «Frauenfrage» (wenn ich das grosse und wichtige Thema der Kürze halber so salopp bezeichnen darf) stellt sicherlich den offensichtlichsten Teil des Werkes dar, aber ich finde, dieses lenkt den Blick auch darauf, wie Kapital (hier in Form von Landbesitz) und Macht miteinander verknüpft sind und wie die hinterhältige Zerstörung der Solidarität zwischen den Menschen von den Mächtigen eingesetzt wird, um ihren Einfluss und Reichtum auszubauen.

Dies findet ganz unabhängig vom Geschlecht statt, und es leidet darunter schliesslich auch einer von Kubsovas «Pfeffersäcken», die ich als die vermögenderen der am patriarchalen System teilhabenden Männer verstehe.

Für mich ist das Buch deshalb vor allem Systemkritik, festgemacht an der Unterdrückung der (systembedingt) Schwächeren, wozu Frauen, Taglöhner:innen, Randständige und Fremde gehören, im 16. Jahrhundert wie auch heute leider immer noch.

Allgemeine Solidarität sowie gute Bildung zum Durchschauen der Machtstrukturen sind meiner Ansicht nach die wichtigsten Mittel, um diese Strukturen letztlich zum Wohle aller untergraben zu können.

Yargo Bonetti, Aarau

Dank

«Leser:innenbriefe: Differenziert», WOZ Nr. 1/24

Den Zeilen des Leserbriefverfassers möchte ich mich voll und ganz anschliessen. Schon lange wollte ich euch ein E-Mail mit ähnlichem Inhalt schicken, bin aber nicht dazu gekommen.

Es ist kein Leichtes, über diesen Krieg zu sprechen/schreiben, und deshalb danke ich dem WOZ-Team umso mehr!

Brigitte Koller, Basel