Im Affekt: Hauptsache, Infinity Pool

Kürzlich hat erneut der auf püriertes Gemüse spezialisierte Flügel der Klimabewegung zugeschlagen, zwei Aktivistinnen von Riposte alimentaire bewarfen im Pariser Louvre die «Mona Lisa» mit Suppe. Ein eher erwartbares Ziel: Die Attacke auf das berühmteste Gemälde der Welt garantiert Aufsehen, sodass man nun überall lesen kann, dass die Gruppe eine Lebensmittelkarte für alle fordert, um die Ernährungssicherheit in Frankreich zu garantieren. Zudem dürfte bei einem derart geschützten Kunstwerk die Gefahr, wirklichen Schaden anzurichten, eher gering sein.
Es gäbe bessere Ziele für Sudelattacken. Im Fall der «Icon of the Seas» etwa bräuchte man zwar schon sehr viel Brühe, um erkennbare Spuren zu hinterlassen, dafür aber repräsentiert der schwimmende Koloss den Irrsinn des Massentourismus geradezu mustergültig. Bei der «Icon», die eben von Miami aus zu ihrer Jungfernfahrt abgelegt hat, handelt es sich um das nunmehr grösste Kreuzfahrtschiff der Welt: Knapp 365 Meter lang, bietet es 5600 Urlauber:innen Platz (sowie 2350 Besatzungsmitgliedern für deren Beförderung, Versorgung und Bespassung), hat zwanzig Decks und ist in acht Bezirke unterteilt mit grenzenlosen Fun verheissenden Namen wie «Royal Promenade» oder «Thrill Island». Frei nach dem Motto: Wenn schon Weltuntergang, dann mit Infinity Pool und siebzehn Meter hohem Indoorwasserfall!
Die Kreuzfahrtgesellschaft Royal Caribbean International, die das Ungetüm hat bauen lassen, betont, dass die «Icon of the Seas» mit Flüssigerdgas betrieben werde, was relativ klimaschonend sein soll. Umweltschutzverbände dagegen kritisieren, dass bei Flüssigerdgas zwar weniger CO₂, dafür aber das noch deutlich potentere Treibhausgas Methan emittiert werde. Liegt ja eigentlich auch auf der Hand, dass der Bau eines Schiffs, das fünfmal so gross ist wie die «Titanic», wohl nicht allzu nachhaltig sein kann. Wo sind eigentlich die Eisberge, wenn man sie mal braucht? Womöglich ja schon geschmolzen.
Mindestens 1800 Franken kostet ein Trip mit dem Schiff, das so aussieht, als könnte man dort jederzeit Ken und seinen Kumpels aus dem «Barbie»-Film begegnen.