Im Affekt: Sündige Freuden, exklusiv «fürs Mami»
Da wünschte frau sich glatt, die Kids wären nochmals klein: «Mum ’n’ Bass» kommt in die Partystadt Zürich! Dort, wo, Sie wissen schon, die illegalen Clubs (früher), die Raves, die Street Parade … So oder ähnlich müssen sich die Organisatorinnen das Funktionieren der mütterlichen Synapsen wohl vorgestellt haben, als sie das Konzept der «Mami-Party» aus den urbanen Zentren Deutschlands in die Schweiz importierten. Und hey, schlau, wie sie es an den protestantischen Geist adaptiert haben: «früener use, früener undere» – die Fete steigt bereits, wenns draussen noch hell ist (18 Uhr), um zehn (22 Uhr) ist Schluss.
Aber dazwischen: kein Dresscode, dafür Styling und Schminken in der Chill-out-Lounge, statt Selfie Ablichten im Fotostudio (ob für Handys dasselbe wie für Männer gilt: «die bleiben draussen»?). Und natürlich die Musik – «Guilty Pleasures» aus den Neunzigern warten auf die Mütter dieser Stadt, sündige Freuden, what else, in Zwinglis Stadt. Sie wollten Müttern die Möglichkeit für Auszeit und Austausch bieten, so die Organisatorinnen. Als hätten die das am Sandkastenrand nicht genug. Und irgendwie erinnert das Konzept von «Mum ’n’ Bass» mehr an eine Kindergeburtstagsparty, statt bunte Luftballons gibts Glitter unter der Discokugel.
Basel machts besser – vielleicht auch, weil dort dem protestantischen Geist schon immer mit Fasnachtsfesten die Stirn geboten wurde. In Basel nimmt man auch Mütter als Frauen für voll, dort heissts «Mama geht tanzen» und nicht «S Mami isch im Usgang». Die Fete steigt hier um acht statt knapp nach dem Zvieri, und «natürlich sind auch Papas willkommen».
Wo sie in Zürich zumindest implizit zum Nachwuchshüten abgestellt werden (als kümmerten sie sich sonst nie), sind Männer in Basel potenziell also mit von der Partie. Und das hat Potenzial – denn sind wir ehrlich: Wem fehlt Auszeit und Austausch miteinander mehr als dem Elternpaar? «Also los», lautet die Losung dazu in Basel, «Babysitter organisieren!»
Zürich ist auch die Stadt der Psychologie. Ob den Müttern am «Mum ’n’ Bass» deshalb die Tarotkarten gelegt werden?