Diesseits von Gut und Böse: Ballspiele im Bundesrat

Nr. 11 –

Ungefähr so muss es gewesen sein: Wie jeden Mittwoch sitzen sie zu siebt im Kreis, auf der einen Seite die Viola, die Karin und die Elisabeth, gegenüber der Guy, der Ignazio, der Albert und jetzt auch der Beat. Viola fängt an. Es geht um die Fussball-EM, sagte sie. Supi, jubeln die andern, im Sommer fahren wir alle nach Deutschland – das wird lustig!

Nein, räuspert sich Viola, es geht nicht um die Uefa Euro 2024. Da spielen die Männer. Es geht um die Women’s Euro 2025. Die ist erst nächstes Jahr – hier bei uns. Da spielen die Frauen … Uiii, nein, Frauenfussball – hä hä –, das ist jetzt gar nicht mein Ding, gluckst Albert. Guy murmelt, isch finde das nischt interessant, und Ignazio schaut unglücklich, er denkt wieder mal an Selenski.

Frauenfussball ist nicht spannend, sagt Karin schneidend, dafür haben wir kein Geld. Streng fragt sie in die Runde: Wer von euch hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dafür würden wir fünfzehn Millionen rauswerfen? Also, ich wars nicht, meint der Beat, aber wir sollten uns schon ein bisschen um den Frauensport kümmern. Elisabeth nickt heftig.

Für die Männer-EM 2008 hat der Bund achtzig Millionen gesprochen, erklärt Karin, und Fussballerinnen erhalten auf dem Platz höchstens fünf Prozent von dem, was Männer verdienen. Frauen prügeln sich auch weniger, da kommt die Sicherheit billiger. Also erhält die Frauen-EM vier Millionen. Und fürs Protokoll: «Der Beitrag wird innerhalb des VBS beim Bundesamt für Sport kompensiert, um den Bundeshaushalt nicht zusätzlich zu belasten» (31. Januar 2024, admin.ch).

Jetzt kommt das «wunderbare Fussballfest im Juli 2025» (Viola A.) noch vors Parlament.