Leser:innenbriefe

Nr. 11 –

Löcher im Käse

«Gabriel Zucman: ‹Die Schweiz ist da ein Ausreisser›», WOZ Nr. 9/24

Eine globale Vermögenssteuer für Reiche ist natürlich an sich eine sehr gute Idee (und die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso sowieso). Es ist allerdings etwas ungünstig, wenn ausgerechnet auch die WOZ behauptet, dass das Schweizer Bankgeheimnis «zusammengebrochen» sei, es gibt es nämlich immer noch. Und genau wegen dieses Bankgeheimnisses könnten Reiche eine solche Vermögenssteuer im Inland umgehen.

Das ist dann nicht nur ein Schweizer Problem: Über die Wohnsitznahme in der Schweiz können auch ausländische Superreiche vom inländischen Bankgeheimnis profitieren. Und so auch den automatischen Informationsaustausch AIA umgehen, falls das Herkunftsland eines bestimmten Superreichen überhaupt in den Genuss eines solchen kommt (das ist längst nicht mit allen Ländern der Fall, vor allem nicht mit vielen des Globalen Südens). Nicht nur in der Schweiz gibt es weiterhin zahlreiche Möglichkeiten, den AIA zu umgehen. Das weltweite Offshoresystem, in dem Superreiche ihre Vermögen vor dem Fiskus verstecken, ist trotz aller «Erfolge» der OECD in den letzten Jahren leider intakt.

Wer also will, dass eine globale Vermögenssteuer (falls sie denn einmal kommen würde) nicht toter Buchstabe bleibt, muss gleichzeitig auch immer Steuertransparenz mitdenken, miterwähnen und mitfordern. Dazu gehören weltweite öffentliche Register, aus denen ersichtlich wird, wem ein bestimmtes Vermögen tatsächlich gehört. Und dazu gehört auch die Abschaffung sämtlicher Bankgeheimnisse, zuallererst des schweizerischen, weil hier immer noch mehr Vermögen aus der ganzen Welt parkiert sind beziehungsweise von hier aus im transnationalen Offshoresystem verwaltet werden als irgendwo sonst. Wer vor lauter Optimismus nur auf den Käse schaut statt auch auf seine Löcher, sieht auch nicht, in welcher politischen Falle dieser Käse als Köder steckt.

Dominik Gross, per E-Mail

Weiterhin viel Erfolg!

Schreibweise der WOZ

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Rolf Lüthi, per E-Mail