Was weiter geschah: Noch lange kein Frieden im Retouren­zentrum

Nr. 11 –

Monatelang haben die Mitarbeiter:innen von Ceva Logistics im solothurnischen Neuendorf vergangenes Jahr Verhandlungen und vor allem eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen gefordert, etwa mit einer Protestaktion vor Arbeitsbeginn im letzten September oder schon zuvor mit einem Brief anlässlich des feministischen Streiks am 14. Juni.

Über 95 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Sie sortieren und prüfen Zalando-Retouren im Akkord. Der Einstiegslohn liegt bei rund 3500 Franken für Festangestellte. Viele der Arbeiter:innen sind allerdings bloss temporär über einen Personalverleih beschäftigt.

Der Milliardenkonzern Ceva, weltweit der drittgrösste Anbieter von Vertragslogistik, blieb lange hart – bis sich im Dezember eine Mehrheit der organisierten Belegschaft in einer Abstimmung für eine Streikandrohung aussprach. Erst dann gab Ceva nach. Das Unternehmen versprach mehrere Verbesserungen: zum Beispiel einen 13. Monatslohn und einen zusätzlichen Ferientag. Ausserdem hätten die Verantwortlichen laut Aussagen von Mitarbeiter:innen eine Lohnerhöhung von zwei Prozent versprochen, allerdings nur mündlich.

Unter anderem diese Lohnerhöhung sei entscheidend dafür gewesen, dass die Beschäftigten die Streikandrohung «bisher» nicht umgesetzt hätten, sagt dazu Roman Künzler von der Gewerkschaft Unia. Sie unterstützt die Angestellten bei ihrem Arbeitskampf. Letzte Woche hat die Unia publik gemacht: Diese Lohnerhöhung wurde bis heute nicht ausbezahlt. Ceva behauptet – auch gegenüber der WOZ –, eine solche gar nie versprochen zu haben. Schriftliche Belege gibt es keine.

So einfach scheint Ceva nicht davonzukommen: Mittlerweile habe sich ein Netzwerk von Gewerkschaften und Ceva-Arbeiter:innen in ganz Europa gebildet, sagt Roman Künzler. Ziel sei es, den Druck zu erhöhen und koordiniert für akzeptable Arbeitsbedingungen zu kämpfen. 

Nachtrag zum Artikel «Arbeitskampf in der Logistik: Gratis ist hier gar nichts» in WOZ Nr. 39/23.