Sachbuch: Marsmensch mit Falsettstimme

Nr. 24 –

Buchcover von «Klaus Nomi. Stimme im Orbit»
Monika Hempel: «Klaus Nomi. Stimme im Orbit». Verlag Andreas Reiffer. Meine 2024. 288 Seiten. 34 Franken.

Weltraumroboter, Opernsänger, Marsmensch, Konditor – Klaus Nomi hatte sehr unterschiedliche Facetten, und viele weitere wurden ihm von anderen zugeschrieben. Der 1944 geborene Künstler (diese vage Bezeichnung ist vielleicht die treffendste) wuchs im Ruhrpott auf und starb 1983 an den Folgen von Aids in New York. Mindestens in Manhattan war er Lokalprominenz, trat mit David Bowie bei der TV-Show «Saturday Night Live» auf. Der grosse Durchbruch war dem Sänger mit Falsettstimme trotzdem nie vergönnt: Würde man heute zehn Menschen auf der Strasse nach ihm fragen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass alle zehn seinen Namen nicht kennen. Dabei beeinflusste er Musiker:innen wie Lady Gaga.

Die Frankfurterin Monika Hempel hat nun mit «Klaus Nomi. Stimme im Orbit» die erste umfassende Biografie geschrieben. Zahlreiche Fotos und Illustrationen (auch von Nomi selbst angefertigt), O-Töne von Wegbegleiter:innen und aus Medienberichten geben einen guten Einblick in sein Leben. Nomi wurde als Klaus Sperber im Allgäu geboren, wohin seine Mutter aus Essen kriegsbedingt geflohen war. Frühe Auftritte als Sänger in Berlin folgten, bis er sein Glück in New York suchte.

Zu seinen Markenzeichen gehörten nicht nur sein weiss geschminktes Gesicht, kubistische Outfits und roboterhafte Bewegungen, die zum Ausserirdischenvergleich inspirierten, sondern auch seine Falsettstimme, die er gekonnt einsetzte. Sein Geld verdiente Nomi primär als Konditor, er backte in seiner kleinen Wohnung im East Village Torten, die er dann per Taxi auslieferte. Nach seinem Auftritt als Backgroundsänger mit Bowie hoffte er 1979 auf grössere Gigs. Doch die USA ausserhalb von New York City waren noch nicht bereit für seine exzentrische Erscheinung, während er in Frankreich und Japan einige Erfolge feierte. Dass ihm ein richtiger Durchbruch verwehrt blieb, lag auch an seiner Aids-Erkrankung, die ihn körperlich zusehends beeinträchtigte. Umso schöner, dass ihm vierzig Jahre nach seinem Tod endlich eine richtige Biografie gewidmet ist.