Im Affekt: Fairplay für Konzerne

Nr. 25 –

Der Mensch ist aus so krummem Holz geschnitzt, wusste schon der preussische Philosoph Immanuel Kant, dass daraus nichts Rechtes werden kann. Umso wichtiger, dass es Behörden gibt, die über den geordneten Lauf der Dinge wachen. Vergangene Woche wartete etwa das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum mit Horrorzahlen auf: Laut einer Studie der Behörde mit dem Kürzel EUIPO würden gefälschte Fanartikel und illegales Sportstreaming enorme Schäden anrichten, es handle sich gar um «eine substanzielle Bedrohung für die Finanzierung des Sports».

12 Prozent der EU-Bürger:innen schauen demnach illegale Livestreams, unter den 15- bis 24-Jährigen sind es sogar 27 Prozent. Die EUIPO hat deswegen die Kampagne «Play fair» gestartet, die dieser Unsitte Einhalt gebieten soll, schliesslich profitieren von den TV-Geldern nicht nur millionenschwere Fussballstars, sondern auch die Athlet:innen, die bald bei den Spielen in Paris starten werden. Zudem stellt das Amt ein Tool zur Verfügung, mit dem sich prüfen lässt, ob man nicht aus Versehen auf einem illegalen Portal gelandet ist, was ja mitunter schneller passiert, als ein Uefa-Funktionär auf die Steuerbefreiung seiner Organisation hinweisen kann.

Nun mag es legitim sein, sich um das Auskommen nicht unbedingt fürstlich bezahlter Olympionik:innen zu sorgen. Andererseits bestünde überhaupt keine Notwendigkeit, Sport illegal zu streamen, hätte man nicht vor ein paar Jahrzehnten den TV-Markt im grossen Stil privatisiert, was vor allem Medienmogule reich gemacht und zur aberwitzigen Durchkommerzialisierung des ganzen Zirkus beigetragen hat.

Trotzdem macht sich nun eine EU-Behörde unverdrossen zur Handlangerin der Rupert Murdochs dieser Welt und redet nebenbei Kids, die sich nicht mal eben so ein weiteres Abo leisten können, ein schlechtes Gewissen ein. Ganze 47 Prozent der bulgarischen Jugendlichen würden illegal streamen, schlägt die Studie der EU-Behörde Alarm. Ja, potz Blitz, wie dieser Spitzenwert wohl zu erklären ist?

Apropos Markenpiraterie: Die Herstellungskosten des in Vietnam fabrizierten Trikots der Nati liegen geschätzt bei etwas mehr als zehn Franken. Verkauft wird es fürs Zehnfache.