Diesseits von Gut und Böse: Weil sie es können
In der Statistik des Bundes werden sie als «Bildungsausländer» geführt: junge Leute, die ihre Hochschulzulassung im Ausland erworben haben und jetzt in der Schweiz studieren. Da deren Zahl in den letzten Jahren stark zugenommen hat und der Bund sparen muss, weil er sein Geld für die Armee braucht, beschloss der bürgerliche Teil des Nationalrats im Juni, die Studiengebühren an den ETHs Zürich und Lausanne für ausländische Studierende zu verdreifachen.
Mit der gloriosen Idee erhofft man sich zwei tote Fliegen unter einer Klappe: Man schröpft die Bildungsausländer:innen, um ein bisschen Geld einzunehmen. Und wenn Studieren teurer wird, kommen auch weniger, um den fleissigen Schweizer:innen die Plätze wegzunehmen. Bildung hin oder her – es sind immer noch Ausländer:innen.
Dieser Verdreifachung hat der ETH-Rat jetzt zähneknirschend zugestimmt, obwohl dessen Präsident Michael Hengartner in der SRF-«Tagesschau» erklärte, dass die Studiengebühren gerade mal ein Prozent des Gesamtbudgets ausmachten und nach der Erhöhung bei zwei Prozent lägen, zumal der weitaus grösste Teil der Ausgaben in die Forschung fliesse, und diese sollten sicher nicht Studierende berappen müssen.
Aber egal. GLP-Bildungspolitikerin Katja Christ erläuterte, im Ausland seien Hochschulen sowieso viel teurer, während man in der Schweiz «zu einem Spottpreis» studieren könne. Wem dazu das Geld fehle, der und die könne ja Stipendien beantragen, was an den peinlichen Lobgesang auf die Ergänzungsleistungen vor der AHV-Abstimmung erinnert. Das Geschäft kommt jetzt noch in den Ständerat. Dass der mehr Herz für Bildungsausländer:innen zeigt, darf bezweifelt werden.
Apropos Herz: Haben Sie gelesen, dass ein anonymer Parlamentarier ausgeplaudert haben soll, der Alkoholkonsum in den Räten sei schon am Vormittag ungesund hoch? So was kann sich tatsächlich schmälernd auf das Denk- und das Einfühlungsvermögen auswirken.