Im Affekt: Frau Brugger entdeckt Baumängel

Nr. 34 –

Sie galt mal als «böseste Frau der Schweiz»: Hazel Brugger. Ihre Karriere kannte schon früh nur einen Weg – aufwärts. Nicht nur in ihren Bühnenprogrammen war sie unglaublich witzig, auch in Interviews oder als Reporterin der ZDF-Satiresendung «heute-show» bewies sie mit coolem Pokerface immer wieder ihre Schlagfertigkeit. Unvergessen ihre trockene Antwort in der Late-Night-Show «Willkommen Österreich» 2017 auf die Frage, ob sie keinen Alkohol trinke: «Nicht mit so vielen alten Männern gleichzeitig.» Da verschlug es sogar den sonst um keinen Spruch verlegenen Hosts Christoph Grissemann und Dirk Stermann kurz die Sprache.

Doch seit einiger Zeit mutiert die böseste zur biedersten Schweizerin. In ihren Bühnenshows, auf den sozialen Kanälen und in den Podcasts mit ihrem Ehemann, dem Autor und mittelmässig lustigen Comedian Thomas Spitzer, zelebriert sie seit Jahren obsessiv das Ehe- und Familienglück. War das zu Beginn noch witzig, wirkt diese Möchtegern-Familiencomedy mittlerweile nur noch bemüht und eintönig. Kennen die beiden keine anderen Themen, die sie satirisch verarbeiten könnten, als sich selbst und ihre Kinder?

Die Filme, die das Ehepaar auf dem gemeinsamen Youtube-Kanal veröffentlicht, erinnern an Reality-TV – allerdings ohne Trash und Glamour: Da sitzen die beiden zum Beispiel labernd in ihrem Auto und «lassen die Stadt hinter uns», weil sie nämlich ein Haus auf dem Land gekauft haben. Eigenheim – Auto – Kind bilden ja praktisch die Dreifaltigkeit einer bürgerlichen Ehe. Im Film führen sie dann durch eine Bauruine, in der leider nicht gearbeitet wird – weil «einerseits die Leute fehlen, andererseits die Materialien fehlen». Das war 2022.

Seither wurde zwar gearbeitet, nur leider nicht so, wie es sich das Comedy Power Couple vorgestellt hat: Da gibt es Baumängel und Bauarbeiter, die nicht so arbeiten, wie sie sollten. Wie die Hausbesitzer:innen ihre Probleme beim Häuslebauen öffentlich auf ihren sozialen Kanälen ausschlachten, ist an Biederkeit kaum zu überbieten. Und man fragt sich sorgenvoll: Was kommt wohl als Nächstes?

Hazel Brugger nehme sich zugunsten ihres Mannes zurück, so die «SonntagsZeitung» 2021: «Privat ist das lobenswert, für sie als Künstlerin aber wenig vorteilhaft.» Wir stellen das mal infrage.