Wichtig zu wissen: Der Sommer ist vorbei

Nr. 34 –

Ruedi Widmer über die Ernsthaftigkeit des Diktatorenwesens und altersgerechte Wohnungen

«FCZ äussert sich zu Schirmwurf von Spielervater» – als ich diesen Titel las, verstand ich zuerst gar nichts. In einem Sport, in dem Athleten Milchraum, Füllkrug, Schweinsteiger oder Schuhmacher heissen, gehen auch Horst Schirmwurf und Bastian Spielervater. Beim Weiterlesen verstand ich dann, dass der FCZ-Trainer beim Spiel gegen den FC Zug von einem über die Auswechslung seines Sohns empörten Vater mit dem regenorientierten Gegenstand beworfen wurde.

Beobachter sind sich einig: Donald Trump wäre kein guter Präsident, trotz vier Jahren Berufslehre (2016–2020). Aber was noch schwerer wiegt und explizit auch für autoritär orientierte Wählende ins Gewicht fällt: Er wäre auch kein guter Diktator.

Die erfolgreichsten Diktatoren nämlich waren alle jung und busper und hatten vor allem eine militärische Grundausbildung. Die meisten waren in ihrer Jugend Beizenschläger.

Putin würde nur lachen über einen «Diktator», der aufs Alter hin den Beruf, den er, Putin, von Grund auf säuberlich und mit Fleiss erlernte, quasi als Hobby entdeckt und dieses ein bisschen neben seinen Hauptberufen Fernsehen und Golfspielen ausübt. Mussolini war 39, als er das Diktatorenamt übernahm, Hitler 44, Mao 56. Kim Jong-Un sogar erst 27. Also alle sogar jünger als Kamala Harris. Als 27-Jähriger war Trump ein normaler Immobilieninvestor und Schürzenjäger, wie es sie zu Tausenden gibt. Also nichts Besonderes. Vom Investieren aber versteht er etwas.

Schuster, bleib bei deinem Leisten. Gerade im Immobilienbereich bräuchten wir Kenner wie Trump. Aus Zürich erreicht uns die Nachricht, dass es für 123 neue günstige Wohnungen der Überbauung Langgrüt 6500 Bewerbungen gab. Aus meiner Sicht eine Steilvorlage für einen Immobilienmann. Trump sollte die Reissleine ziehen, in die Schweiz kommen und mit seinem Geld in Zürich 10 000, nein, eine Million – darunter gehts nicht – günstige Wohnungen bauen. Nicht auszudenken, wie er sein Image hierzulande korrigieren könnte. Empfänge im links-grünen Stadthaus wären ihm sicher. Ich würde mich sogar persönlich für eine goldige Donald-Trump-Statue anstelle des Waldmann-Denkmals einsetzen. Ich würde sie auch gratis entwerfen.

Yann Sommer tritt sogar mit gerade mal 35 von seinem Amt als Schweizer Nationaltorwart zurück. Er müsste nun 43 Jahre lang warten, bevor er sich wie Trump als US-Präsident bewürbe, also bis 2067. Was hätte Yann Sommer der Welt dann noch zu sagen?

Wir sehen, man sollte sich altersgerecht verhalten. So wie die Juso, deren Erbschaftssteuerinitiative beim Onlineumfragevolk nicht gut ankommt (mal sehen, wie sie beim echten Fleischvolk ankommen wird). Aber das sollen die «wilden Jungen» machen dürfen – utopisch denken etc. –, solange es keine Auswirkungen hat.

Die Idee, vererbte Vermögen über fünfzig Millionen Franken mit fünfzig Prozent zu besteuern, ist aus Sicht junger Menschen, die nicht mal als Oberärztin oder Oberlehrer die Chance erhalten werden, ein Eigenheim zu kaufen, und auch keine günstige Wohnung im Langgrüt ergattern werden, völlig altersgerecht und richtig. Diese Menschen leben auch in der Welt von 2067 noch, was Leute wie Peter Spuhler nur schaffen, wenn sie ihr Leben mithilfe von weirden Technogöttern wie Peter Thiel oder Elon Musk für Millionen von Dollar künstlich verlängern.

Künstlich lassen sich auch Onlineklickumfragen leicht verändern, sagen technisch versierte Personen. Die Gefahr, dass sich die Schweizer Realpolitik an frisierten Onlineumfragen orientiert und von falschen Bevölkerungsbedürfnissen ausgeht, ist gross.

Der Nati-Rücktritt Sommers ist vergleichbar mit dem Nato-Austritt Trumps.

Wenigstens einer tut etwas für die Armen: Bundesrat Parmelin bricht sich den Arm und verteilt ihn unter den Broten.

Ruedi Widmer ist fünf Jahre jünger als Kamala Harris.