Wichtig zu wissen: Geschichtslehrer als Postkartenmaler

Nr. 36 –

Ruedi Widmer über Thüringen, Unterschriften und Trampeltiere

Thüringen wird zu einer Dromedarie, einem Einhöckestaat. Ich finde, den als gesichert rechtsextrem geltenden Höcke kann man durchaus mit Hitle vergleichen.

Blauäugiger als Höcke kann man ja kaum sein, aber in Tat und Wahrheit sind es seine Wähler:innen. Er selber ist braunäugig. Wie geht denn das nun mit dem Unterricht bei Geschichtslehrer Höcke weiter? Als Wissenschaftler ist er nur befugt, zu beobachten und zu analysieren, aber doch nicht dazu, selber in die Geschichte einzugreifen. Das ist wie Journalisten, die in die Politik gehen, um über sich selber zu schreiben.

Aber Machtwille («machiavelli») lässt sich kaum stoppen.

Was, wenn der Mann Ministerpräsident in Erfurt wird? Oder eines Tages zu noch Höherem berufen wird? Als Eltern von Kindern seiner Klasse würde ich da vehement auf die Barrikaden steigen, wenn er am Morgen nicht erschiene, weil er nach Berlin muss mitten im Schulunterricht. «Papa, die Schule fällt morgen Vormittag aus, Herr Höcke hat Kanzler», oder so was. Alle, die Kinder haben und arbeiten, wissen, wie kompliziert es ist, wenn Schulstunden ausfallen.

Wir haben genug Probleme im Osten, wir brauchen nicht auch noch Schulzimmer ohne Lehrer. Und was macht die Ampel? Sie schickt bestimmt eine Ausländerin, die dem Höcke den Arbeitsplatz im Schulzimmer wegnimmt.

Warum geht einer wie Höcke in die Politik? Seinetwegen werden weiter Abertausende Intelligente aus Thüringen wegziehen, Hunderte von Firmen ebenfalls. Unter dem Strich baut er 10 000 Arbeitsplätze ab und schafft lediglich seinen.

Unser Bundesrat Röste bzw. Rösti will wieder Atomkraftwerke bauen. Der Mann schafft alles, was Ueli Maurer nicht geschafft hat, einfach weil er anscheinend Lust hat und fatalerweise nicht unsympathisch wirkt. Rösti hat etwas gesichert Kumpliges, was dem Sennen aus dem Zürcher Oberland und auch dem Geschichtslehrer aus Thüringen völlig abgeht. Also die Schweiz müsste man mit einem wie Rösti packen, falls man eines Tages eine autoritäre Regierungsform bräuchte. Wir werden sicher bald darauf zurückkommen müssen, nur schon um EU-Recht nicht zu verletzen, falls auch der letzte EU-Staat autokratisch wird.

In der Schweiz kann man alles kaufen, vom Schuh über das Auto bis zum Fussballverein. Wir haben einen freien Markt.

Doch nun bekommt der gesichert traditionelle Unterschriftenkauf zumindest auf Stufe Initiativrecht plötzlich ein «Gschmäckle», wie man immer öfter auch in der Schweiz sagt, obwohl das Wort aus dem Schwäbischen stammt. Die Unterschriftsläden an den bevorzugten Citylagen müssen schliessen, derweil die Nachfrage nach Unterschriften gross bleibt. Unsere Ordnungspolitiker:innen übertreffen sich zwar mit «geschockt» sein, aber nun einfach den Verkauf von Unterschriften zu verbieten, geht auch nicht. Unterschriften sind wichtig.

Ohne Unterschriften keine Politik, keine Steuererklärungen, keine Stars und Sternchen. Und auch keine Kaufverträge. Nicht mal Urteile gegen Unterschriftenfälscher. Die Unterschrift wird selbst in Zeiten von KI und elektronischer Datenverarbeitung (EDV) immer noch gebraucht, das schleckt keine Geiss weg, wie man in der Schweiz und in Liechtenstein für «Da beisst die Maus keinen Faden ab» sagt. Wenn nun die Politik überreagiert, wandert das Unterschriftenbusiness einfach ins Ausland ab und schafft dort die Arbeitsplätze. Tausende von gesichert eidg. diplomierten Unterschreiberinnen und Unterschreibern verlieren ihren Job.

Thüringen würde mit Handkuss Unterschriftsfirmen für seine illiberale Demokratie nach Schweizer Vorbild ansiedeln.

Ich würde ja auch mal gerne Unterschriften bei einer Unterschriftenfirma kaufen, zum Beispiel die von Liam und Noel Gallagher.

Herzlichst Ihr
Ruedi Widmer

Signatur von Ruedi Widmer