Was weiter geschah: Massenentlassung bei Ceva Logistics

Tiefe Löhne, hoher Druck: Die Arbeitsbedingungen bei Ceva Logistics im solothurnischen Neuendorf sind schlecht. Die Angestellten – 96 Prozent sind Frauen – bearbeiten Retouren für Zalando. Erreichen sie ihr Stundensoll nicht, erhalten sie eine schriftliche Verwarnung, nach drei Verwarnungen droht die Kündigung. 2023 begannen die Arbeiter:innen, sich gegen die Arbeitsbedingungen zu wehren, und führten mit der Unia Protestaktionen durch. Es war ein bemerkenswerter Arbeitskampf: Die meisten Angestellten haben keinen Schweizer Pass, das Risiko, nicht nur die Arbeit, sondern damit verbunden auch die Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, war gross.
Ceva Logistics ist der weltweit drittgrösste Anbieter von Vertragslogistik und erzielt jährlich Gewinne im zweistelligen Milliardenbereich. Erst nachdem sich eine Mehrheit der Belegschaft für eine Streikandrohung ausgesprochen hatte, gab das Unternehmen nach und versprach unter anderem Lohnerhöhungen. Diese wurden allerdings nie ausbezahlt, Ceva Logistics behauptete gegenüber der WOZ später, sie seien auch gar nie versprochen gewesen. Nun hat das Unternehmen eine Massenentlassung verkündet: 350 Menschen verlieren ihren Job – insgesamt arbeiten rund 500 im Retourenzentrum. Zuvor hatte Zalando vermeldet, den Vertrag mit Ceva Logistics nicht zu verlängern.
Firmen mit über 250 Angestellten sind verpflichtet, bei einer Massenentlassung einen Sozialplan zu erstellen. Bei Ceva Logistics fallen 212 Vollzeitstellen weg, unter den Betroffenen sind aber auch viele temporär Beschäftigte. In einer Mitteilung schreibt die Unia, der Fast-Fashion-Gigant profitiere seit Jahren von den günstigen Arbeiter:innen in Neuendorf und lasse nun Hunderte ohne Zukunftsperspektiven zurück. Von Ceva Logistics fordert die Gewerkschaft, Verhandlungen aufzunehmen und für eine interne oder externe Weiterbeschäftigung der Angestellten zu sorgen. Noch läuft die dreimonatige Konsultationsfrist. Wie es für die Betroffenen weitergeht, ist unklar. Der Kanton Solothurn hat angekündigt, ihnen bei der Stellensuche helfen zu wollen.
Nachtrag zum Artikel «Noch lange kein Frieden im Retourenzentrum» in WOZ Nr. 11/24.