Im Affekt: Kooky-Becher (2021–2024)

Nr. 41 –

Die Menschen sind noch nicht bereit für die Becherrevolution. Dabei hätte sie so schön sein können, die saubere Lösung für hierzulande täglich eineinhalb Millionen weggeworfener Einwegbecher: nie wieder kaffeegenässten Karton in den Fingern oder mühsames Selber-Mitbringen und Abwaschen, stattdessen ein vertrautes Gefäss aus solidem Hartplastik für unseren Matcha Latte oder Flat White, dazu smarte Abgabestellen, die uns erkennen und dann ein Depot ausbezahlen, in den urbanen Zentren nie mehr als ein paar Schritte entfernt.

Das war sie, die grandiose Vision des «Pionierunternehmens» aus Zürich, das sich aufgemacht hat, via Early Adopters wie Vicafé und ZHdK und dann die Städte Wien und München die Welt zu erobern. Nein, so weit wird es nicht kommen, auf die Einführung von Mehrwegbowls und wiederverwendbaren Sushiplatten haben wir uns erst mal vergeblich gefreut. Der Markt hat gesprochen: Der Kooky-Becher ist bald Geschichte.

Das Zürcher Start-up mit demselben Namen, dessen jungunternehmerischer Elan jetzt jäh ausgebremst wird, befinde sich in der «finalen Abwicklung», zitiert der «Blick» aus einem internen Schreiben. Immerhin, der Brief schliesst mit einer positiven Botschaft ans Personal: «Die Becher dürfen Sie selbstverständlich behalten.»

Jetzt aber mal Real Talk: Die emsigen Green-Economy-Start-ups, die mit Pseudoinnovationen da und dort ein paar Millionen Franken Profit aus dem wachsenden ökologischen Konsumbewusstsein zu pressen versuchen, werden wir auch mit dem Niedergang von Kooky nicht los. Aber immerhin hat sich die Vorstellung bisher nicht durchgesetzt, dass es für die Stadt der Zukunft nötig sein soll, den öffentlichen Raum mit sogenannt smarter Infrastruktur vollzustellen, gesichtsloses, gentrifiziertes Trashdesign zu normalisieren und neue entwürdigende Jobs zu schaffen. Denn um den ganzen Green-Economy-Zauber wieder ein bisschen zu erden, lohnt sich die Frage: Wer sammelt ein, repariert und putzt, damit uns diese Lösung so sauber erscheinen kann?

Seien Sie gespannt auf die nächste Folge unserer losen Serie «Green-Economy-Start-ups des Grauens»!