Leser:innenbriefe

Beim Namen nennen
Zum Podcast «What’s left?», 7. Folge vom 21. Oktober (www.woz.ch/audio/whats-left)
Der Podcast ist absolut empfehlenswert. Mir fällt aber auf: Im Gespräch mit Annika Brockschmidt, das sich ja ausgiebig mit Donald Trump beschäftigt, wird nur angedeutet und nirgends klar ausgesprochen, wie extrem Trumps Programm und Rhetorik tatsächlich sind. Die angekündigten Konzentrationslager für Millionen Immigrant:innen, die explizite Androhung von bürgerkriegsartiger Gewalt, die angekündigte Verfolgung der Opposition et cetera werden nicht konkret erwähnt. Das Wort Faschismus kommt – wenn ich richtig zugehört habe – nicht vor.
Es ist ja eine der ältesten Internetkonventionen, dass, wer zuerst «Hitler» sagt, die Diskussion verliert. Jetzt haben wir aber die Situation, dass Trumps eigene Topgeneräle ihn als Faschisten bezeichnen und er mit der Aussage zitiert wird, er bewundere Hitlers Generäle. In dieser Situation ist die durchaus begründete Zurückhaltung halt nicht mehr angebracht.
Medienleute scheuen sich oft, auch wenn sie es besser wissen, die Dinge beim Namen zu nennen, um nicht der Übertreibung bezichtigt zu werden, und verharmlosen Trumps Aussagen systematisch. Auch die linken Medien sind oft erstaunlich zurückhaltend. Für meinen Geschmack jedenfalls ist der Ton dieser Diskussion und auch der Grundton beispielsweise der WOZ-USA-Berichterstattung der Realität nicht mehr angemessen. Auch unter Linken kann man nicht davon ausgehen, dass alle wissen, wie gefährlich Trump ist, und es wäre hilfreich, wenn ihr Medienleute die faschistische Gefahr endlich klar beim Namen nennen würdet.
Toni Menninger, Bern
Unfug auf der Alp
«Durch den Monat mit Asa Hendry: Hatten Sie schon mit dem Wolf zu tun? (Teil 4)», WOZ Nr. 43/24
Nichts gegen eine sachliche Betrachtung der Alpwirtschaft. Gar nichts! Aber dann müsste auch dargelegt werden, dass die heutige Nutzung auf dem grösseren Teil unserer Alpen in keiner Weise mehr dem Bild entspricht, das die Landwirte und Älplerinnen den «Städtern» vermitteln. Da werden zu viele und zu schwere Tiere geweidet, da werden Pestizide und andere chemische Mittel eingesetzt, da fräsen die Älpler mit ihren Quads über die Weiden und mehrmals täglich über die von unseren Steuergeldern finanzierten Alpstrassen hinauf und hinunter. Die früheren Blumenwiesen sucht man vergebens, mit modernster Technik kann alpfremde Gülle über fünfzig Meter auf ganzen Hängen verteilt werden, Biodiversität ade!
Dazu kommt: Wir brauchen den ganzen Käse und das Fleisch eigentlich gar nicht und werden diese zu einem ansehnlichen Teil nur mit Exportsubventionen wieder los. Statt solchen Unfug zu treiben, sollte mindestens die Hälfte der Alpweiden der Verwaldung überlassen werden. So könnte im alpinen Wasserhaushalt ein Teil des Verlustes durch den Gletscherschwund kompensiert werden, und der Wolf erhielte einen Teil seines angestammten Lebensraums zurück.
Uwe Scheiber, per E-Mail