Im Affekt: Die Kur der Comedymänner

Ist Arosa die schönste Sackgasse der Schweiz? Das auf 1775 Metern über Meer in einem malerischen Bergkessel in den Bündner Alpen gelegene Dorf wurde früh als Kurort entdeckt. Und vielleicht ist es ja auch eine Art Kur, wenn man in der Vorweihnachtszeit in Chur in die Arosabahn steigt, die einst als Meisterleistung der Schweizer Ingenieurskunst gebaute Schmalspurbahn, um hier oben Humor zu konsumieren.
Arosa Humorfestival, Anfang Dezember geht es wieder los. Das Line-up ist hochkarätig: Michael Elsener, Claudio Zuccolini, Massimo Rocchi, Josef Hader, Dominic Deville, Simon Enzler, Helga Schneider, Michael Mittermeier. Was auffällt: Die meisten Namen kennt man auch, wenn man sich vor zwanzig Jahren zum letzten Mal mit Comedy beschäftigt hat. Und: Bis auf sehr wenige Ausnahmen gehören sie allesamt Männern.
Kann einer eigentlich lustig sein, wenn er nicht über sich selber lachen kann? Ah, da vielleicht! Drei «Comedymänner», wie sie sich nennen, die ihren gemeinsamen Podcast an einem der Abende auf der Bühne aufführen, besprechen laut Ankündigung im Programm «bewegende Erlebnisse der eigenen Lebenswelt und analysieren scharfsinnig die aktuelle Lage der Nation». Mehr Selbstironie ist hier vermutlich nicht mehr zu erwarten.
Noch ein Versuch bei Michael Mittermeier, dem Helden jeder vor deutschem Privatfernsehen verbrachten Millennialjugend. Der Titel seines Programms klingt schon mal vielversprechend: «Flashback – Die Rückkehr der Zukunft». Die Zukunft war weg, und jetzt kommt sie wieder? Wie auch immer. Das einzige zeitkritische Versatzstück, das Mittermeier uns als Teaser liefert, ist eine Übergangsjacke, ach. Und irgendwie scheint dieses Programm doch auch nur das Einzige gewesen zu sein, was dem Rockstar der deutschen Schenkelklopferei noch geblieben ist: «Nach fast vier Jahrzehnten Comedy-Tour geht Mittermeier dahin, wo er noch nie gewesen ist. In die Zukunft.» Danke, wir lachen uns kaputt.
Unfreiwillig lustig ist ja schon lustig, aber ein ganzes Festival davon – das ist uns dann doch zu radikal.