Diesseits von Gut und Böse: Die Expert:innen

Nr. 3 –

Wenn ich das Programm bei SRF bestimmen könnte, sähe Ihr Fernsehabend anders aus. Falls Sie überhaupt noch SRF schauen. Ich wüsste jedenfalls genau, was ich streichen würde, aber zum Glück kann ich das nicht.

Aber diejenigen, die es indirekt können, machen es übers Geld, wie jetzt gerade die rechtsbürgerliche Mehrheit der «Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen» im Nationalrat, die die Serafe-Gebühren für Unternehmen streichen will. Da kann Susanne Wille dann gucken, wie sie den Rest verteilt.

Während die Meinung einiger mehr Gewicht hat, bleiben anderen bloss die Kommentarspalten mit ihren Dschungelgesetzen, denn die Regeln, nach denen dort moderiert wird, sind oft undurchschaubar.

Nachdem SRF kürzlich beschlossen hatte, den erfolgreichen Podcast mit dem schwer zu merkenden Namen «Zivadiliring» auf die freie Wildbahn zu schicken, gabs unterschiedliche Echos. Der Mann, der kommentierte: «Habe einmal eine Folge angehört und nach 5 Min. abgestellt. Null Inhalt, null informativ. Gut ist der Quatsch vorbei. Unnötig so etwas», gehört glücklicherweise nicht zu den Programmgestalter:innen.

Mehr Reichweite hat «Nebelspalter»-Chefredaktor Markus Somm, der in seiner wöchentlichen Kolumne in der «SonntagsZeitung» verbreitete, die Brände in Los Angeles seien «weder Gott gewollt noch vom Klimawandel ausgelöst worden», sondern das Ergebnis «linker Ideologie». Der Kommentar eines Lesers, «den Klimawandel als Mitursache für das Flammeninferno in LA grundsätzlich ausschliessen zu wollen», sei ebenso ideologisch, wurde von der Redaktion als «polemisch» abgelehnt.

Und dass die ARD-Redaktion den Journalisten Thilo Mischke nach Protesten aus Kulturkreisen als Moderator für «ttt – Titel, Thesen, Temperamente» ablehnte (siehe WOZ Nr. 1+2/25), veranlasste den «Focus»-Kolumnisten Jan Fleischhauer zur Suada: «Die Erledigung eines TV-Moderators: Wenn die Meute zur Menschenjagd bläst». Mit Bezug auf Elias Canettis «Hetzmasse» richtet er ganz gross an: Die lasse erst ab, «wenn sie ihr Opfer zur Strecke gebracht hat». Aber seien Sie beruhigt: Mischke lebt.