Diesseits von Gut und Böse: Grundrechenart Addition

Dass sich einer was ausrechnet, was nicht stimmt, kommt öfter vor. Dass er dann auch noch die Möglichkeit hat, es öffentlich zu verbreiten, ist zum Glück eher selten. Und, nein, hier ist jetzt nicht Trump gemeint.
Es war Economiesuisse-Präsident Christoph Mäder, der im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» dem Bundesrat riet, wie er mit den Rechnungen aus dem Weissen Haus umzugehen habe – «besonnen, aber entschlossen» –, bei dieser Gelegenheit den Widerstand seines Verbands gegen die SVP-Zehn-Millionen-Schweiz-Initiative erklärte und sich dabei wieder mal über «Zeitgeist» und «Teilzeitkultur», die «nicht im Sinne der Gemeinschaft» seien, echauffierte.
Bei Annahme beschränke die SVP-Initiative die Einwanderung von Fachkräften, die wir dringend brauchten in «Gesundheitswesen, Bau, Gastronomie, Hotellerie». Zwar wird auch in einigen dieser Branchen nur Teilzeitarbeit geleistet, beispielsweise in der Pflege, um ein Burn-out zu verhindern, oder als Job neben dem Studium. Aber der Lohn ernährt keine Familie. Mäder meint die Akademiker:innen, die nach langen Ausbildungen «vorwiegend auf Staatskosten» mit einer Teilzeitstelle ihre «Work-Life-Balance» optimieren.
Und jetzt komme ich endlich zum Rechenfehler: Während bis vor wenigen Jahren der Mann mit einem Hundertprozentpensum die Familie ernährte, während seine Frau «den Kindern schaute» – was im Übrigen nur ging, wenn sein Lohn für das Modell ausreichte –, teilt man sich heute Familien- und Erwerbsarbeit. Bei zwei Teilzeitstellen beträgt das Erwerbsarbeitspensum einer Familie also meistens weit mehr als hundert Prozent. Q. e. d.