Im Affekt: Pandas umarmen

Die Möglichkeiten, Unfrieden unter Linken zu stiften, sind mannigfaltig: Oder wie hält man es noch mal mit einem bedingungslosen Pazifismus oder dem Recht des Arbeitnehmer:innenstaats Nordkorea auf Atomwaffen? Ähnlich kontrovers die Frage, wie sinnvoll Boykotte sind, um Konzerne oder Staaten unter Druck zu setzen. Einerseits scheint es nicht ganz falsch, Produkte zu meiden, die auch mal mit eingenähter Kinderhand ausgeliefert werden. Andererseits weiss man als geschulter Kader, dass beim individuellen Konsum ansetzende Strategien verkürzt sind: Es gibt kein richtiges Leben im falschen, weswegen schon Adorno zumindest ab und zu bei McDonald’s ass.
Dank der aktuellen Weltlage ist der Boykott von in den USA gefertigten Waren inzwischen Mainstream. Im Internet kursiert der Slogan «Buy European», was auch in der Schweiz immer mehr Leute umtreibt. Der «Blick» fragte deswegen bei Politiker:innen nach, sodass man jetzt weiss, dass es etwa Franziska Roth (SP) «durchaus legitim» findet, auf Produkte von «Scharfmachern wie Trump oder Musk» zu verzichten, sie jedoch einen prinzipiellen Boykott von US-Produkten für «grundfalsch» hält.
Weiter nördlich ist man da entschiedener. Ein Autor der Zeitschrift «Stern» berichtete, wie er den Vereinigten Staaten die «Freundschaft» aufkündigte, indem er im Supermarkt statt zu US-Ketchup zu einem deutschen Produkt griff. Es hat sich gelohnt: «Dieser Ketchup schmeckt nicht besser. Aber er ist sehr süss. So wie meine Rache an Donald Trump und seinem Handelskrieg.» Apropos Süsswaren: Eine Bäckerei in Norddeutschland taufte neulich aus ähnlichem Impuls ein beliebtes Gebäck, das unter dem Namen «Amerikaner» bekannt war, in «Hannoveraner» um.
Die radikale Strömung dieses europäischen Trends bilden wiederum die sogenannten Panda Huggers, die generell eine stärkere ökonomische Bindung an China wollen. Auch nicht unproblematisch. Aber wer mag schon Schmusebären etwas übel nehmen?
Deepseek informiert: «Die meisten Pandas mögen keine plötzliche Nähe.»