Im Affekt: Ein letzter von Ozzys Scherzen

Nr. 28 –

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«Back to the Beginning», da könnte man auch an Oasis denken, die auf ihrer in Cardiff gestarteten Reuniontour wohltemperiert in den Neunzigern schwelgen, um noch mal abzukassieren. Aber nein, weiter nördlich feierte in Birmingham unter diesem Motto der schrägste und liebenswerteste Düsterling der Rockgeschichte seinen Abschied: Ozzy Osbourne.

1982 sagte sein Gitarrist, der begnadete Randy Rhoads, zu ihm, er werde sich noch umbringen mit all dem Alkohol. Kurz darauf starb Rhoads bei einem Flugzeugabsturz – Ozzy lebt, viele Eskapaden später (inklusive der MTV-Show «The Osbournes»), immer noch. Gezeichnet, auch von Parkinson und anderen Beschwerden, aber richtig ausgelassen («fucking love you all») sitzt er auf seinem Fledermausthron (stehen geht nicht mehr) im Stadion und singt noch ein paar Stücke mit. Etwa «Suicide Solution» vom ersten Soloalbum 1980, morbiden Humor konnte er immer schon.

Und zum Schluss ein paar Songs mit den unsterblichen Black Sabbath, denen Ozzy in der goldenen Ära ab der Gründung 1968 seine unverkennbare ölige Stimme geliehen hat. Die absurde Show wirkt wie ein letzter von Ozzys Scherzen: elf Stunden, versammelte Rockmännerprominenz, ein Kurzkonzert nach dem anderen, zwischendurch Ozzy- und Black-Sabbath-Covers. Was auffällt, wenn etwa Guns N’ Roses sich mässig geglückt an «Sabbath Bloody Sabbath» versuchen oder die Metalband Lamb of God an «Children of the Grave»: Heavyness hat mit Druck und Anstrengung wenig zu tun.

Im Gegenteil! Mit siebzehn verlor Black-Sabbath-Gitarrist Tony Iommi bei der Fabrikarbeit in Birmingham zwei Fingerkuppen. Weil er die Saiten mit seinen Prothesen nicht mehr fest drücken konnte, stimmte er sie runter – dieses Donnern prägt den Heavy Metal bis heute. Leichtfüssig auch die Bassläufe von Geezer Butler und das launige, swingende Schlagzeug von Bill Ward. Wenn man etwas von diesen vier Sauriern lernen kann: durch die Jahre zu kommen, ohne zu verkrampfen.

Black Sabbath spielten auch «War Pigs», in dem Generäle eine okkulte Messe feiern – seltsam gegenwärtig.