Leser:innenbriefe

Nr. 38 –

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Mehr Analysen

«Machtdemonstration in China: Ein Block nimmt Form an», WOZ Nr. 36/25

Neben vielen sehr interessanten Artikeln gibt es auch in der WOZ immer wieder Beiträge, die ich nicht verstehe, so wie diesen.

Sollen wir die (Wieder-)Entstehung einer multipolaren Welt und die Emanzipation früherer Kolonialstaaten nicht bejubeln? Meinen wir wirklich, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion bestehende Vorherrschaft der USA und des Westens sei besser – obwohl die USA mit ihren Interventionen beispielsweise im Iran, im Irak (nicht erst seit dem verbrecherischen Krieg 2003), in Afghanistan, in Libyen absolut verheerend gewirkt haben, obwohl der Westen in neokolonialer Manier weiterhin die Länder des Südens ausbeutet und dabei selbstgerecht Nachhaltigkeit und Menschenrechte predigt?

Uns bedroht nicht nur die Aufrüstung im Osten, sondern auch die von linken Medien als absolut notwendig bejubelte im Westen. Und uns bedroht vor allem, dass kein Ausgleich gesucht, keine friedensbildenden Massnahmen unternommen werden. Kurz nach der Vollinvasion von Russland in der Ukraine – die durch nichts zu rechtfertigen ist – wurde noch davon gesprochen, dass es einmal ein Versprechen gab, die Nato nicht gegen Osten zu erweitern, das gebrochen wurde. Inzwischen sind solche selbstkritischen Reflexionen verstummt.

Eine weiter gehende friedenspolitische Agenda vertritt meines Wissens einzig die GSoA. Von der WOZ wünsche ich mir mehr Analysen und Plädoyers in diese Richtung.

Andrea Ramisberger, per E-Mail

Brücken und Vetternwirtschaft

«Föderalismus: Der Ruf der Städte», WOZ Nr. 37/25

Die WOZ ist einzigartig. Sie schafft es immer wieder, die Spaltung zwischen städtischen Gebieten und dem Leben und Arbeiten auf dem Land zu überwinden. Das (Tschuldigung) kleine linke Medium schlägt Brücken, seit Jahren. Wirklich einzigartig. Danke.

Christina Dolderer, per E-Mail

Meinerseits habe ich zwei Erklärungen für den «Machtanspruch der Bürgerlichen» in allen Bereichen des Lebens, über die Städte und so auch die innerstädtischen Hauptstrassen: eine emotionale und eine finanzielle.

Die emotionale würde ich als das «Der Vater ist das Haupt der Familie»-Syndrom bezeichnen. Bürgerliche haben, gepaart mit Verlustängsten, ein ausgeprägtes Verlangen nach Kontrolle und Status quo, «law & order», Gesetzen und kontrollierten und kontrollierbaren Abläufen sowie einen übersteigerten Hang zur Erziehung anderer.

Die Finanzen spielen speziell bei Rösti eine grosse Rolle, er benutzt die ausserordentliche Stellung als Vorsteher des Uvek dazu, die Seilschaften aus seinen Lobbyjahren zu bedienen. Das sind Wasserkraft, Fossil-, Automobil-, Strassenbau- und Energiewirtschaft sowie die Bauern. Für diese Klientel optimiert er die Wirtschaftsbedingungen und schaufelt ihnen staatliche Gelder zu, die er beispielsweise beim Klimaschutz und den Erneuerbaren einspart.

Im Ausland und im kleineren Rahmen auch in unseren Gemeinden nennen wir dies Vetternwirtschaft und Korruption.

Stefan Hilbrand, per E-Mail

Freiwillige E-ID?

«Kommentar: E-ID bringt Teilhabe», WOZ Nr. 36/25

Wer in der Schweiz ab 2027 nicht ausdrücklich widerspricht, gilt als Organspender. Offiziell (beim Bundesamt für Gesundheit) hiess es lange, dass für diesen Widerspruch eine E-ID benötigt wird. Seit Ende August steht auf einmal «kann voraussichtlich verwendet werden». Damit hält sich das Bundesamt für Gesundheit die Tür definitiv offen, den Widerspruch künftig ausschliesslich über die E-ID laufen zu lassen. Was heisst das? Die versprochene «Freiwilligkeit» der E-ID gerät bereits vor deren Einführung ins Wanken. Wer seine Selbstbestimmung im Bereich Organspende wahren will, könnte am Ende gezwungen sein, die E-ID dafür zu benutzen – so schnell wäre die Freiwilligkeit dann ein geplatzter Seifenblasentraum.

Die Einführung der E-ID in der Schweiz ist ein Schritt in Richtung umfassender Kontrolle. Mit der E-ID und der Abschaffung von Bargeld verlieren wir nicht nur unsere Anonymität, sondern auch das Recht auf ein analoges Leben in Freiheit.

Andrea Flückiger, Thal