Leser:innenbriefe
Gehört eingerahmt!
«Medien und Rechtsextremismus: Glarner oder der unheimliche Pakt», WOZ Nr. 43/25
Was für eine herzerfrischende Berichterstattung! Es ist anzunehmen, dass dieser schöne Text von den am unheimlichen Pakt beteiligten Personen sehr wohl zur Kenntnis genommen wird. Und leider ist auch anzunehmen, dass er linkshändig dem Altpapierstapel beigefügt wird, während das rechte Auge schon wieder auf die bunten Balken der Klickstatistik schielt. Wo ist denn ein Medium zu verorten, das die Meinungsäusserungen zufälliger Passant:innen prominenter platziert als wissenschaftlich erhärtete Tatsachen? Ist es für ein Medium, das seriösen Journalismus behauptet, wirklich zulässig, den im recherchierten Artikel erhobenen Mahnfinger dezent in die Horizontale zu kippen, um auf die Inserate von TUI, Swiss & Co. auf der vorangegangenen und auf der nächsten Seite hinzuweisen? Wo bleibt der Aufstand der Redaktionen gegen die Verlagsleitungen?
Der Artikel gehört eingerahmt in die Büros von Supino, Wanner, Walder und Co.! Und natürlich auch eingerahmt in die Kantinen und Grossraumbüros ihrer Angestellten.
Otmar Kappenthuler, St. Gallen
Opfer sind andere
«‹Grüner Kapitalismus›: Im Heute erstarrt» und «Klimapolitik in Zürich: Sie kämpfen um die Wurst», beide WOZ Nr. 40/25
Wir Klimabewegten haben – wohl berechtigterweise – Angst, in einer Initiative für Klimaschonung das Wort «Suffizienz» auch nur zu wagen. Denn viele der Abstimmenden ahnen wohl nebulös, dass wir Schweizer Stimmberechtigten gut und gerne allesamt zu den zehn Prozent der Weltbevölkerung gehören, die fünfzig Prozent der Klimaschäden anrichten. Selber haben wir das Wort «Klimagerechtigkeit» schon so weit entschärft, dass wir unser Engagement auf Superblocks in den minderen Quartieren als das wahre Ziel richten und uns um einen schmackhaften Ersatz für den Klöpfer der Arbeiterklasse kümmern. Unsere Kampagnen richten sich auf das «gute Leben ohne». Da fällt den Skeptikern ein, dass die kantonal begrenzten Forderungen der Klimabewegten der Schwere der vorausgesagten Kipppunkte noch kein wirkliches Gegengewicht bieten – und lassen es dabei bewenden. Es wird kaum was bringen, diesen «Horror» einzugrenzen oder noch mehr mit den Kipppunkten zu drohen. Wie wäre es aber, einmal darauf hinzuweisen, dass wir uns im festen Tritt auf eine Klimaapartheid zubewegen, die den Süden zu Teilen unbewohnbar und unbewirtschaftbar macht – eine kleine Steigerung von «Klimagerechtigkeit», die echt am Platz wäre. Haben wir inzwischen selber Angst davor, diese Realität zu erwähnen?
Susy Greuter, Basel
Courage und Mut
«Palästinademo in Bern: Wissen und Empathie», WOZ Nr. 42/25
Ich bin der Redaktorin dankbar für ihren mutigen Text. Leider braucht es in diesen Zeiten Mut, linke Blindheit gegenüber Antisemitismus zu thematisieren. Und es braucht Courage, um doktrinäre Blockaden anzusprechen, wenn es darum geht, sich von Terror zu distanzieren. Die Antwort auf die Hamas, die Hisbollah oder die iranischen Pasdaran kann nur Ablehnung sein. Diese Terrororganisationen verherrlichen Gewalt und Hass und bekämpfen Errungenschaften wie die Menschenrechte.
Unsere volle Unterstützung sollte der Zivilgesellschaft auf allen Seiten gelten: Die israelische Zivilgesellschaft lehnt sich gegen die Demontage des Rechtsstaates auf. Trotz des kollektiven Traumas nach dem Oktobermassaker kritisiert sie Israels Kriegsführung. Im Iran kämpfen junge Menschen unter Einsatz ihres Lebens für die Freiheit. Teilen der Linken ist der moralische Kompass abhandengekommen. Hoffentlich hat die Redaktorin etwas Ordnung in manch verwirrten Kopf gebracht.
D. M., Bern