Im Affekt: Fruchtloses Gerede
Es ist eine Krux mit diesen Schweizer Frauen: Sie wollen einfach keine Kinder mehr auf die Welt stellen. Das Bundesamt für Statistik teilte Anfang November mit, dass die Kinderzahl pro Frau mit 1,29 «auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen» gesunken sei. Auch der Kinderwunsch ist rückläufig: 2023 wollten siebzehn Prozent der Befragten (Männer und Frauen) kinderlos bleiben, 2013 waren es nur sechs Prozent gewesen.
Sofort sind jene zur Stelle, die dem Problem fundiert auf den Grund gehen. Die «SonntagsZeitung» sieht das Problem im «verschärften Ton, wenn es um Geschlechterfragen geht»: Abenteuerlich argumentiert die Autorin, das Problem seien die immer progressiver denkenden Frauen, die sich von den konservativen Männern entfremden würden – und sich also, spinnt man diesen Gedanken weiter, nicht mehr von diesen befruchten lassen wollen.
Die «NZZ am Sonntag» nennt die Mitteilung des Bundesamts gar ein «dystopisches Dokument» und die sinkende Geburtenrate «das grösste Drama der Woche». Denn wer finanziert den armen Boomern dann den Ruhestand, wenn der Nachwuchs fehlt? Vielleicht am Ende sogar eine Robotersteuer, wie der Autor mutmasst?
Kommen sehen hat diese Zustände die SVP: Die ausbleibende Lust auf Nachwuchs sei ja kein Wunder, «wenn man als Mutter nicht mehr mit den Kindern zu Hause bleiben darf, ohne sich dumme Sprüche anhören zu müssen», zitiert «20 Minuten» eine Nationalrätin der Partei.
Die Rechte des Landes beklagt also die sinkende Geburtenrate, dabei sind das dieselben Leute, denen ansonsten die angebliche Überbevölkerung des Landes den Schlaf raubt. Ein Vorschlag zur Güte: Wir lassen diese in unseliger Tradition stehenden eugenischen Gedankenspiele endgültig bleiben und hören auf, in die Körper der Frauen hineinregieren zu wollen.
Wenn Chihuahuas statt Babys im Kinderwagen spazieren gefahren werden, sagt das tatsächlich einiges aus über eine Gesellschaft – wenn auch nicht unbedingt über deren Gebärfreudigkeit.