Dass man in Lettland oder Polen einen russischen Angriff fürchtet, ist verständlich. Weniger logisch ist, wenn in Brüssel und Paris eine Kriegsgefahr für ganz Europa beschworen wird. Solcher Alarmismus entspringt einer irrtümlichen Lesart von Putins Expansionsstreben, die für Europa teuer werden könnte.
Die ukrainische Gegenoffensive gilt als gescheitert. Ein Kriegsende ist nicht abzusehen. Die Regierung in Kyjiw befürchtet, die westliche Unterstützung könnte nachlassen. Sie beschwört deshalb einen „russischen Imperialismus“, der ganz Europa bedrohe. Ist ein solches Narrativ historisch berechtigt, falsch oder schief?
Die Fronten sind verhärtet. Weder Moskau noch Kiew wollen zurück an den Verhandlungstisch. Für die USA, die bisher nicht wenig vom Krieg profitiert haben, sind jedoch Verhandlungen kein Tabu mehr.