Literatur: Croissants für 48 Dollar
Ein komplexes Stück Literatur: Der düstere New-York-Roman «Auflösungen.» von Marlene Streeruwitz ermöglicht ganz unterschiedliche Deutungen.
Eine Wiener Lyrikerin kommt für ein Semester nach New York – nicht zum ersten, aber vielleicht zum letzten Mal. Für Nina Wagner, 56 Jahre alt, ist die Reise auch eine Flucht: vor dem trinkenden Exmann, dem verlorenen Liebhaber und der entfremdeten Tochter. Um dieses Szenario dreht sich «Auflösungen.», der neue Roman von Marlene Streeruwitz. Er spielt im Frühjahr 2024, also einen Schritt vor der Gegenwart. Und da findet die Protagonistin ihr New York nicht wieder.
Rastlos läuft sie durch die Strassen. Doch das richtige Gefühl will sich nicht einstellen. Nichts scheint zu stimmen: der Rhythmus nicht, die Häuser und Menschen auch nicht. «New Yorkers are walkers»? Nicht mehr wirklich, seit die Blicke sich nur noch auf die Smartphones senken. «Standing Still and Walking in New York» ist der erste, längere Teil des Romans trotzdem überschrieben. In kurzen, harten Sätzen erzählt er von wenigen Tagen aus Nina Wagners Leben. Nimmt der Roman im sprachlichen Stakkato das Tempo der Stadt auf? Oder die Anspannung der Protagonistin? Worauf zielt dieser Sound, der als Markenzeichen der Autorin gilt?