Iranische Raketen auf Kurdistan
Am späten Montagabend hat der Iran Raketen auf vermeintliche IS-Stellungen in Syrien und auf das Territorium der Autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak abgefeuert. Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) liessen nach den Angriffen verlauten, die Bombardements hätten den «regionalen Hauptquartieren des israelischen Geheimdienstes» gegolten und seien eine «Reaktion auf die jüngsten Gräueltaten des zionistischen Regimes, bei denen Kommandeure der Garden und der Achse des Widerstands getötet wurden».
Die Angriffe in Syrien sind als Beginn eines Racheakts des Iran am IS zu werten, der am 3. Januar in der zentraliranischen Stadt Kerman mit Bombenanschlägen mindestens 94 Menschen getötet hat.
Mit den Angriffen im Nordirak geht das Regime in Teheran in die Offensive: Die Raketen, die letzte Nacht in einem Wohnquartier in der Nähe der kurdischen Hauptstadt Erbil detoniert sind, haben vier Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Das Gebäude, das die IRGC als Mossad-Hauptquartier bezeichnen, war das Wohnhaus des kurdischen Geschäftsmanns Peshraw Dizayee und seiner Familie. Dizayee und seine einjährige Tochter sind beim Angriff ums Leben gekommen.
Peshraw Dizayee war einer der reichsten kurdischen Geschäftsmänner und unterhielt ausgezeichnete Beziehungen zur kurdischen Barzani-Familie, die sich de facto die Macht im Nordirak mit dem Talabani-Clan teilt. Dizayee war in der rasant wachsenden Wirtschaft der Autonomen Region Kurdistan in unterschiedlichsten Geschäftsfeldern tätig, unter anderem im Handel mit Öl und im Bau von Pipelines. Er soll in diesem Zusammenhang auch am Verkauf von Erdöl mitverdient haben, das über die Türkei an Israel geliefert wurde.
Dizayees Ermordung kann kein Zufall gewesen sein. Die Angriffe sollen einerseits die Kurden im Irak und im eigenen Land einschüchtern und andererseits den Erzfeind USA provozieren, der als wichtiger Verbündeter der Kurden im Irak gilt. Zu guter Letzt inszeniert sich der Iran mit den Angriffen auch als Speerspitze seiner «Achse des Widerstands» und will dadurch auch eine Führungsrolle beanspruchen.