Trumps verbotene Wörter
«Diese Wörter verschwinden in der neuen Trump-Administration», titelt die «New York Times» (NYT) über einer Liste von rund 200 Begriffen. Nun muss man sich das nicht so vorstellen, dass das neue Abbruchministerium unter Elon Musk eine solche Liste veröffentlicht hätte. Die Begriffe wurden in offiziellen und inoffiziellen Verlautbarungen und Memos der Trump-Regierung gefunden. Dafür suchten die Reporter:innen der NYT auf mehr als 250 Regierungswebsites nach Änderungen, wofür sie rund 5000 Seiten durchforsteten; doch wie die Zeitung schreibt, konnte «nicht das gesamte Universum der Internetpräsenz der Bundesregierung erfasst» werden. Die Journalist:innen fanden heraus, dass für manche Begriffe eine Entfernung angeordnet oder gleich das ganze Projekt gecancelt wurde, zu dem sie gehörten, bei anderen zur Vorsicht geraten wird, ohne ein direktes Verbot auszusprechen.
Die NYT betont, es sei das gute Recht jeder Präsidialverwaltung, in offiziellen Mitteilungen eine Sprache zu verwenden, die die eigene Politik widerspiegelt, doch die hier aufgelisteten Wörter zeigten «unmissverständlich die Prioritäten dieser Regierung». So belegten sie zum Beispiel die Überzeugung der Trump-Regierung, die Bemühungen um Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion hätten nur dazu geführt, dass überall unfähige Menschen in gehobene Positionen gehievt worden seien. Was implizit aussagt, dass man alle, die zu Gruppen wie etwa People of Color, Frauen, Behinderten gehören, für unqualifiziert hält.
Dass «Klimakrise», «Umweltverschmutzung» und «Diversität» jetzt unerwünscht sind, war erwartbar. Doch die Liste enthält auch jede Menge Wörter und Wortkombinationen, bei denen selbst Personen, die mit «Wokeness» nichts anfangen können, sich verwundert an den Kopf greifen und fragen dürften, warum um alles in der Welt denn da Vorsicht geboten sein soll? Zum Beispiel «institutionell», «psychische Gesundheit» oder «Frauen». Wobei – wenn man diese Wörter zu einem sinnvollen Satz verknüpft, kann dieser natürlich schon auf einen heiklen Sachverhalt hinweisen. Oder die «hispanische Minderheit»? Soll die jetzt in «begeisterte Trump-Anhängerschaft» umbenannt werden?
Dass man zu «Männern, die Sex mit Männern haben» beim trumpschen Männlichkeitskult ein diffiziles Verhältnis hat, kann man sich vorstellen. Dass aber in denselben Kreisen auch «Prostituierte» und «kommerzielle Sexarbeiterinnen» nicht mehr so benannt werden sollen, wird schwer durchzusetzen sein. Beziehungsweise werden die so Bezeichneten wohl künftig wieder mit einer der unzähligen Varianten verbaler Abwertung leben müssen. Dass selbst die «amerikanischen Ureinwohner» oder «Native Americans», an die selbst wir uns hier inzwischen gewöhnt haben, auf der Liste stehen, lässt Übles ahnen. Wer sind die jetzt? Aber «Rassismus» und «Antirassismus» gibts ja auch weiterhin. Selbst wenn man die Worte verbietet.