Altes, weisses Blubbern

Da betonen manche Medien doch unermüdlich, dass Frauen nicht nur auf Fotostrecken für Mode und Kosmetik sichtbar werden sollten, sondern auch bei der Erörterung existenzieller Fragen. Und was tun sie? Sie interviewen Männer. Alte, weisse Männer! Und von denen auch noch die irrelevantesten, die ausgiebig bewiesen haben, dass sie bezüglich der Zukunft unserer Gesellschaft nur Bullshit produzieren. Sonst wäre die Welt eine andere!

Beispiele gefällig? In der «NZZ am Sonntag» las man am vorletzten Sonntag: «Das grosse Umweltinterview». Mit wem? Mit Christoph Blocher – ich glaubs ja fast immer noch nicht! Angesichts der Klimaerhitzung allen Ernstes mit dem greisen Milliardär in seinem Schlösschen über die Umwelt zu reden – auf die Idee muss man erst mal kommen! Zwar versuchten sich die beiden Jour­nalist:i­nnen an kritischen Fragen, vielleicht hofften sie, er entlarve sich selbst. Aber was gibts denn beim reaktionärsten Rentneroligarchen noch zu entlarven?

Dass die «SonntagsZeitung» am selben Sonntag einem Flacherdler zwei Seiten einräumte, um sein irres Weltbild zu erläutern, fällt mehr unter «Wahnsinn ohne Methode» – der Mann ist auch erst 41. Dafür befragte man beim «Tages-Anzeiger» vorgestern Erich von Däniken (87), dessen Universum sich inzwischen nicht mehr nur auf Ausserirdische beschränkt, sondern auch terrestrisch zunehmend verschwurbelt. Obwohl er, wie er sagt. manchmal auch die «extrem linke» WOZ liest.

Als einsamer Höhepunkt war am Montag Josef Ackermann in die Sendung «Eco Talk» geladen. Auf «Joe» Ackermann sind noch immer alle stolz, weil er als Schweizer der erste ausländische Chef der Deutschen Bank wurde. Bekannt wurde vor allem das Victoryzeichen, das er vor dem sogenannten Mannesmann-Prozess wegen «Untreue» grinsend vor der Kamera formte. Nach Durchlaufen mehrerer Instanzen wurde das Verfahren gegen Geldzahlungen eingestellt.

Auch im SRF lässt sich Ackermann auf kritische Fragen nach eigenen Fehlern nichts Substanzielles entlocken. Alle Banker, die er getroffen habe, hätten ausserordentlich ethisch gehandelt, es sei ein Fehler, sie in eine kriminelle Ecke zu stellen. Und dann erzählt der damalige CEO der Deutschen Bank tatsächlich, bei der Bankenkrise 2007 seien ja alle total davon überrascht worden, wie komplex das weltweite Finanzsystem gewesen sei – man unterschätze immer wieder die Komplexität, wie alles zusammenhänge.

Echt jetzt, Joe? Veräppeln kann ich mich selber!
Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.