Autoversicherungen: Strukturierter Rassismus
Unverhohlener Rassismus zeigt sich auch dort, wo man ihn nicht gleich erwartet – zum Beispiel beim Abschliessen einer Autoversicherung. Das hat im März eine Studie des Onlinevergleichsdienstes Comparis aufgedeckt. Für die Analyse hat Comparis 232 553 Onlineangebote für vierzehn Automarken, zwölf Nationalitäten und 79 Wohnorte untersucht. Resultat: ein Länderranking der gröberen Sorte.
«Struktureller Rassismus»? Hier haben wir es mit strukturiertem Rassismus zu tun: Über alle Versicherungen gesehen, trifft es KosovarInnen am härtesten. Sie bezahlen 61 Prozent höhere Prämien als SchweizerInnen. Albaner und Serbinnen sind mit rund 60, Türken mit 57 Prozent Zuschlag bedacht. Am weitesten geht die Helvetia, der Serben, Albanerinnen und Kosovaren 80 Prozent mehr blechen müssen – TürkInnen werden gar von vornherein von einer Versicherung ausgeschlossen.
Entscheidende Kriterien für den Preis einer Autoversicherung sind also nicht Beruf, Alter oder Sternzeichen – sondern die Nationalität. «Risikoeinschätzung» nennt sich das Geschäftsmodell. Je Balkan, desto gefährlich. Wie absurd das ist, hat auch Arber Bullakaj, Geschäftsleitungsmitglied der SP-MigrantInnen, erfahren: «Am Tag meiner Einbürgerung musste ich plötzlich 800 Franken weniger Prämien bezahlen», schreibt er in einer Erklärung der SP-MigrantInnen, die dem üblen Spiel nun ein Ende bereiten wollen. Da diesbezügliche parlamentarische Vorstösse vom Bundesrat bislang – mit Verweis auf die Wirtschaftsfreiheit – meist zurückgewiesen wurden, laden sie BürgerInnen ein, die betroffenen Versicherungen mit Mails dazu aufzufordern, mit dieser Praxis aufzuhören. An dieser Stelle noch ein Gratistipp für Versicherungen, die ihr Image glaubwürdig polieren wollen: Fragt doch mal Granit Xhaka für einen Werbespot an! Es muss ja nicht immer ein Lamborghini sein.