Zum Tod von Gena Rowlands

Blonde Mähne, glitzernde Klunker an den Ohren, Sonnenbrille auf dem Kopf und eine Kippe zwischen den Lippen: «You know, it really isn’t any of my business, but you smoke too much», sagt Gena Rowlands als karrieristische Castingagentin zu der von Winona Ryder gespielten Taxifahrerin in Jim Jarmuschs Episodenfilm «Night on Earth» (1991). Eine coole und augenzwinkernde Rolle, denn ein Hollywoodklischee war Rowlands, die Grande Dame des US-Independentfilms, selber nie.

Zwei Jahre vor «Night on Earth» war John Cassavetes gestorben, Rowlands’ «partner in crime» und tatsächlicher Partner. Die beiden lernten sich an der Schauspielschule in New York kennen, heirateten 1954 und bekamen drei Kinder, die heute ebenfalls im Filmgeschäft arbeiten. Bis zu Cassavetes’ frühem Tod 1989 waren sie das Duo infernale des unabhängigen Kinos. Ihre teils radikalen Filme konnten nur entstehen, weil sie fernab von grossen Budgets und den Zwängen Hollywoods agierten und für die künstlerische Freiheit vieles in Kauf nahmen.

In Cassavetes’ «Faces» (1968) spielte Rowlands ein Callgirl, in «Minnie and Moskowitz» (1971) eine einsame Museumsangestellte. Ihren grossen Durchbruch als Schauspielerin erlebte sie dann als Frau mit Nervenzusammenbruch in «A Woman under the Influence» (1974), im Ehehamsterrad neben Peter Falk. Die Oscars, für die sie nominiert war, für ihre Rollen in «A Woman under the Influence» und in «Gloria» (1980), bekam sie damals nicht. Ein Versäumnis, das die Academy erst 2015 nachholte, als Rowlands mit 85 Jahren einen Ehrenoscar für ihr Lebenswerk erhielt.

Rowlands spielte Theater und am Broadway, sie stand für Cassavetes, Jarmusch, Woody Allen, Lasse Hallström oder für ihren Sohn Nick Cassavetes vor der Kamera. Dessen Film «The Notebook» (2004) mit Rachel McAdams und Ryan Gosling hat aus heutiger Sicht etwas Prophetisches, denn Rowlands spielte in der Bestsellerverfilmung eine an Alzheimer leidende Frau. Im Juni dieses Jahres gab Nick Cassavetes bekannt, dass seine Mutter an Alzheimer leide. Am 14. August 2024 verstarb Gena Rowlands im Alter von 94 Jahren.