Wichtig zu wissen: Wir sind wieder da

Nr. 8 –

Ruedi Widmer über unsere Bundespräsidentin, die Ski-Nati und andere Nazismen

Wir sind wieder da! Am Wochenende haben wir also im Schweizer Skimedaillenregen mit Bundesabfahrerin Keller-Sutter auch noch das oberste Podest der Unverschämtheit erklommen und Kickl (AUT) und Meloni (ITA) auf ihre Plätze verwiesen – für die Gunst des GröPraZ am Golf von Amerika. Die Diktatur kann in der Schweiz offensichtlich ohne Systemänderung mit dem heutigen Bundesrat organisiert werden. Das spart Geld und Wahlen.

Bundespräsidentin Keller-Sutter hat schon recht: Meinungsfreiheit ist ein heiliges Gut. Das Problem ist nur, dass der US-amerikanische Vizepräsident in seiner historischen Rede gar nicht die Meinungsfreiheit meinte, sondern die Dummheitsfreiheit, die Lügenfreiheit und die Frechheitsfreiheit. Das ist die in den USA ausgeheckte Freiheitsdreifaltigkeit, die so ab zirka 2020 mit der Trychle auch in der Schweizer Politik eingeläutet wurde.

Entwickelt wurde diese Dreifaltigkeit in den Neunzigern von Newt Gingrich, dem Gatten der heutigen US-Botschafterin in der Schweiz, Callista Gingrich; und von der Tea Party, falls man sich noch an diese Trumpismusvorläuferin erinnern mag. Da waren die US-Amerikaner:innen aber noch fähig, den Irrsinn zu erkennen. Die Ober-Tea-Rexin und Gouvernante Alaskanistans, Sarah Palin, scheiterte mit ihren nationalen Projekten.

In Europa wird eine Meinung meines Wissens (ausser in den von Russland beherrschten Staaten Slowakei, Ungarn und Belarus) nirgendwo eingeschränkt. Man muss allerdings einfach damit rechnen – und das ist hart für Trump und seinen Vize James David Vance –, dass auf die heilige eigene Meinung eine andere Meinung geäussert wird (auch von Leuten, die in der Hackordnung unterhalb sind) oder dass Strafgesetze, die seit Jahrzehnten bestehen, greifen. Die eigene Meinung ist in Europa nämlich nicht durch die US-Dummheitsfreiheit geschützt. Die Dummheitsfreiheit lässt auch deshalb keinen Widerspruch zu, weil dieser viel zu kompliziert oder zu mühsam zu verstehen wäre. Dafür hat man auch gar keine Zeit, denn es lockt die Superbowl oder Elon Musks nächster Furz.

Nun wurde auch bekannt, welche verschlüsselten Botschaften in der Rede von Vance an die Schweiz gerichtet waren und was sie so schweizerisch machte. Folgende Bedingungen sind durch Frau Keller-Sutter im Rahmen des Vance-Vertrags von München zu erfüllen:

Der Eurovision Song Contest in Basel ist abzusagen, sonst wird die russische Botschaft in Bern aktiv und schickt ihre Leute vorbei. Die ganze Schöllenenschlucht mit dem Suworow-Denkmal und dem Luxusdorf Andermatt wird an Russland verschenkt, im Rahmen der Guten Dienste der Schweiz. Die Stadt Zürich wird amerikanisch. Der Meta- und Google-Hauptsitz für Eurasien wird hier eingerichtet. In Zürich Alt-Right-Stetten wird ein gigantisches Zentrum erbaut, ganze Quartiere müssen dafür weichen. Der Uetliberg heisst neu Zueckerliberg.

Zudem müssen die Schweizer Medaillenskifahrer:innen von Saalbach in Zukunft für Russland und die USA starten. Die Mannschaftsaufteilung wird zwischen Washington und Moskau über die Köpfe des Schweizerischen Skiverbands hinweg entschieden.

Der C-Liga der SVP-Parlamentarier:innen gehts bald besser, sie darf für Nordkorea die dortige Partei verstärken und die Strassen von Pjöngjang mit dem Zahnbürsteli fegen.

Erfolgreiche Schweizer Firmen östlich der Reuss werden mitsamt ihren Maschinen und Personal hinter den Ural transportiert und müssen dort dem Grossen Vaterländischen Krieg zuarbeiten. Westlich des Albert-Röstigrabens ist der amerikanische Sektor. Sofortiger Tesla-Zwang für alle Autofahrer:innen!

Bei all dem Bundesratswahnsinn (von Ritter haben wir ja gar noch nicht gesprochen) finde ich: Gerhard (Die Mitte) wäre ein guter Aussenpfinister.

Ruedi Widmer kann alles kaum noch glauben (in Winterthur).