Neues aus der Wissenschaft: Rein soll sie sein …

Nr. 19 –

Schon noch frech, was die Hochschule Furtwangen da als «kulturelle Studie» bezeichnet – untersuchte eines ihrer Forschungsteams doch Kulturen namens Pseudomonas oleovorans, Acinetobacter parvus, Moraxella osloensis und Rhizobium radiobacter. Bakterienkulturen also. Von Interesse scheint da allenfalls deren Vermehrungskultur, vor allem da, wo man sie nicht will. Das mikrobiologische Team aber nahm den Kulturbegriff sehr ernst und suchte tatsächlich jene Kulturstätten auf, an denen es auf bakteriokulturelle Hotspots zu treffen hoffte: Haushalte. Zehn an der Zahl, um genau zu sein, aus dem Grossraum Villingen-Schwenningen.

Dort konzentrierte sich das Team wiederum auf jenes Kulturgut, auf dem es eine besonders hohe kulturelle Diversität an Bakterien vermutete. Und nein, gemeint ist nicht die Kloschüssel, sondern der Ort, wo sich die Stinksocke und das Fussballtrikot aus Polyester ineinander verknoten: die Waschmaschine. Denn seit aus ökologischen Überlegungen – in den Augen der ForscherInnen offenbar eine Unkultur – mit weniger Wasser, bei niedrigen Temperaturen und ohne chemische Bleichmittel gewaschen werde, drohe eine krankmachende Vermehrung von Bakterien. Von wegen «nicht nur sauber, sondern rein» – das war einmal!

Und natürlich wurden die Forschenden überall fündig, wo sie Proben nahmen: in der Einspülkammer, der Schublade darin sowie in der Bullaugendichtung. Sie hätten Spitzenwerte mit bis zu 337 000 Keimen pro Quadratzentimeter gefunden, so der Studienleiter. «Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl von Bielefeld.» Ein, wir müssen es mit Blick auf die deutsche Kulturgeschichte laut sagen, nicht eben statthafter Vergleich.

Messerscharf hingegen die Erkenntnis zum bösen Auslöser der «hygienerelevanten Verkeimung»: Feuchtigkeit! Womit der waschmaschinenanleitungslesende Hausmann weiss: Easy, einfach Schublade ausspülen, Bullaugendichtung abwischen und offen lassen – wo liegt das Problem?

Weshalb der Studienleiter findet, man solle regelmässig bei hohen Temperaturen und mit Bleichmittel waschen, bleibt sein Geheimnis. Vielleicht mangelnde Vertrautheit mit dem Studienobjekt?