Deportationsfantasien: Treffen der europäischen Rechten in Italien
Man werde nicht still zusehen, wie die Mächtigen das dunkle Zeitalter des demografischen Austauschs vorbereiteten, raunt Manuel Corchia in einem Video. «Stattdessen werden wir eine neue Avantgarde der Remigrationsbewegung aufbauen», fährt der Mitbegründer der rechtsextremen Schweizer Organisation Junge Tat (siehe WOZ Nr. 50/22) fort. Corchia wirbt in dem Video für den «ersten europäischen Remigrationskongress», den rechtsextreme Kräfte am vergangenen Wochenende im lombardischen Gallarate nördlich von Mailand veranstaltet haben – mit dem erklärten Ziel, Strategien zur Umsetzung ihrer Deportationsfantasien zu entwickeln.
Organisiert wurde das Treffen mit rund 400 Teilnehmer:innen aus ganz Europa von der identitären italienischen Bewegung Azione Cultura Tradizione, deren Mitgründer Andrea Ballarati einst Mitglied der Jugendorganisation der Regierungspartei Fratelli d’Italia war.
Die Verschwörungstheorie vom «Grossen Austausch» zog sich wie ein roter Faden durch die Reden des Kongresses. Rechtsextreme Kreise glauben demnach, dass rassistisch-völkisch definierte «Einheimische» auf Bestreben von Regierungen und geheimen Eliten durch leichter lenkbare Migrant:innen ersetzt werden sollen. Unter den Teilnehmer:innen in Gallarate waren neben Exponenten der Jungen Tat etwa auch der österreichische Identitäre Martin Sellner und der belgische Rechtsextremist und Verschwörungstheoretiker Dries Van Langenhove. Einen Auftritt hatte auch die neurechte holländische Influencerin Eva Vlaardingerbroek, die in der Szene bestens vernetzt und vor allem für ihre antifeministischen Parolen bekannt ist. In Gallarate sagte sie zum Publikum: «Dieser Kongress hat das Potenzial, in die Geschichtsbücher einzugehen.»
In Mailand, wo er ursprünglich geplant war, hatte der Kongress schon Wochen vor der Austragung für Widerstand gesorgt; öffentliche Aufrufe verhinderten schliesslich eine Austragung in der Innenstadt. Am Samstag demonstrierten dort über 2000 Personen unter dem Motto «Make Europe Antifa again». Die Organisator:innen des rechtsextremen Kongresses haben dennoch bereits eine Neuauflage der Veranstaltung im nächsten Jahr angekündigt.