Ex-«Kosmos»: Kein Profil ist auch ein Profil

Nr. 23 –

Jetzt hat es die NZZ doch noch ins «Kosmos» geschafft. Flashback: Im Juni 2019 machte die Gruppe «Reclaim Kosmos» gegen den neuen Verwaltungsrat des Zürcher Kulturhauses mobil, nachdem dort Mitgründer Samir durch einen PR-Berater aus dem Umfeld der rechtsgerichteten Vereinigung «Freunde der NZZ» ersetzt worden war. Der Mann war bald wieder weg – aber jetzt, ein halbes Jahr nach der konkursbedingten Schliessung des «Kosmos», folgt die späte Pointe: Die SBB als Eigentümer haben als neuen Betreiber der Kinos das Zurich Film Festival (ZFF) auserkoren, das seit 2016 im Besitz der NZZ-Gruppe ist.

Fürs Publikum eine gute Nachricht: Im Herbst werden die bestausgerüsteten Kinosäle der Stadt zuerst fürs Festival und danach ganzjährig den Betrieb wiederaufnehmen. Das Kino wird dann nicht mehr Kosmos heissen, sondern Frame, als «House of Festivals» will es auch wieder zur Heimat für kleinere Filmfestspiele werden. Ansonsten werde das «Frame» den «charakteristischen Programmierungsmix des ZFF» bieten. Was ist charakteristisch an diesem Mix? Man muss es so sagen: ein beliebiges Allerlei rund um das Feigenblatt der Nachwuchswettbewerbe. Ein Festival, das einen Til Schweiger wiederholt als Autorenfilmer ehrt, muss sich schon ein paar Fragen zu seinem kuratorischen Profil gefallen lassen.

Auch wenn die NZZ ein ganz anderes Lied singt, wenn es um staatliche Fördergelder geht: Als NZZ-Tochter hat das ZFF seinen Subventionsgrad zuletzt um die Hälfte gesteigert. Der Bund sowie die Stadt und der Kanton Zürich haben ihre Beiträge markant erhöht, per 2024 wird das Festival mit insgesamt über 1,3 Millionen Franken gefördert. Während andere Kinos bislang vergeblich nach staatlicher Förderung rufen, betreibt das subventionierte Filmfestival eines Medienkonzerns fortan also ganzjährig ein Multiplex? Der Kniff: Das ZFF wird das «Frame» nicht selber betreiben, als Mieterin fungiert Spoundation, die Vermarktungsagentur des Festivals. Das, so das Framing bei der Präsentation, sei auch mit der öffentlichen Hand abgesprochen.