Was weiter geschah: Rückschlag in Oberwil-Lieli

Nr. 18 –

Sogar das Westschweizer Fernsehen war am Sonntag in der Aargauer Gemeinde Oberwil-Lieli vor Ort, um das vorläufige Ende eines Konflikts zu filmen, der die Öffentlichkeit seit Monaten beschäftigt. Die Stimmberechtigten sollten an der Urne entscheiden, ob ihre Gemeinde zehn Asylsuchende aufnimmt oder lieber eine Ersatzabgabe von rund 400 000 Franken an den Kanton bezahlt. Eine knappe Mehrheit sprach sich schliesslich gegen die Aufnahme von Asylsuchenden aus. So stand Andreas Glarner, der Gemeindeammann von Oberwil-Lieli und notorische SVP-Hardliner, am Ende als Sieger da.

Die unterlegene IG Solidarität Oberwil-Lieli, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen im Dorf starkmachte, zeigte sich nach der Abstimmung enttäuscht. Johanna Gündel, die zum Gesicht des Widerstands gegen die Asylpolitik von Gemeindeammann Glarner geworden ist, sagte gegenüber dem Nachrichtenportal «Watson», die IG Solidarität werde an der nächsten Gemeindeversammlung Mitte Juni «sicher nicht» einen erneuten Antrag stellen, um die Ersatzabgabe aus dem Budget zu streichen.

Das letzte Kapitel im Dorfkonflikt ist mit der Abstimmung vom Sonntag allerdings nicht geschrieben. Die IG Solidarität wird weiter bestehen und will sich langfristig als (asyl-) politische Alternative zum rein bürgerlichen Gemeinderat etablieren. Die Zeiten, in denen Gemeindeammann Glarner unwidersprochen die politische Agenda des Dorfes bestimmen konnte, sind jedenfalls vorbei.

Nachtrag zum Artikel «Die Entzauberung des Dorfkönigs» in WOZ Nr. 12/2016 .