USA: Ted Turner und die Bombe

Nr. 42 –

Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) möchte schon lange eine Brennstoffbank anlegen. Ein absonderliches Projekt: Staaten, die über Atomkraftwerke und eigenes Uran verfügen, sollen von der Bank profitieren, sofern sie darauf verzichten, einen eigenen Brennstoffkreislauf aufzubauen. Denn wer über einen solchen Kreislauf verfügt, kann theoretisch auch eine Atombombe bauen. Die Schwellen- und Entwicklungsländer, die eigene Uranreserven haben, müssten sich also verpflichten, das Uran nicht selber zu Uranbrennstäben zu verarbeiten, würden dann aber - wenn sie zum Beispiel aus politischen Gründen auf dem Markt kein Uran mehr kaufen könnten - aus der IAEO-Brennstoffbank beliefert.

Die betreffenden Staaten halten nicht viel von der Idee, da sie sich den Gebrauch ihrer Ressourcen nicht vorschreiben lassen wollen. Deshalb fehlte der IAEO bislang auch das Geld, die Brennstoffbank zu äufnen. Nun hat die IAEO unerwartet Unterstützung erhalten - von Ted Turner, dem Gründer und ehemaligen Besitzer des Nachrichtensenders CNN, der auch der grösste private Landbesitzer in den USA ist und als grösster privater Bisonzüchter der Welt gilt. Turner lässt dem IAEO-Projekt fünfzig Millionen US-Dollar zukommen. Er tut das über die Nuclear Threat Initiative (NTI), die er vor fünf Jahren gegründet hat und die sich «für die internationale Friedenssicherung durch den Abbau von nuklearen, biologischen und chemischen Waffen einsetzt». Kopräsident von NTI ist der ehemalige demokratische Senator Sam Nunn. Als NTI-Berater agiert auch der Investor Warren Buffett.

Die NTI verlangt von der IAEO, dass sie unter ihren Mitgliedsländern weitere 100 Millionen Dollar auftreibt, damit die Brennstoffbank gestartet werden kann. Helfen wird die Brennstoffbank wenig; die Geste der drei reichen Männer macht die Welt nicht sicherer: AKW bergen an sich ein hohes Risiko, die Atommüllfrage ist nirgends geklärt - und aus dem strahlenden Abfall lässt sich jederzeit eine strahlende Waffe bauen.