100 Wörter: Garnichts

Nr. 39 –

Der Garnichts ging am Mittag ins Hallenbad, um sich zu stählen. Weil er aber nicht gern nass wurde, setzte er sich nur auf den Beckenrand und liess die Beine in der Chlorbrühe baumeln. Dadurch wurde sein käsiger Körper keinesfalls attraktiver, ganz im Gegenteil, die Füsse wurden vom verunreinigten Wasser krebsrot, und unser Garnichts lächelte den gut trainierten Amazonen in ihren schwarzen Einteilern zu. Diese rollten nur verächtlich die Augen unter ihren getönten Fischaugenbrillen. Der Garnichts aber glaubte weiterhin an seine Attraktivität, setzte sich in die Cafeteria und bekleckerte sich mit Bichermüsli. Dann ging er heim und schlief bis anno Tuback.


Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen.