100 Wörter: Nachtragend und stur

Nr. 50 –

Niemand wusste mehr, wie es angefangen hatte, aber alle wussten, wie es enden würde. Am Schluss würden vierzehn Häuser in Flammen aufgehen und drei Geschäfte geplündert werden. Es würden Misstrauen und Argwohn herrschen unter der Bevölkerung, und wie immer wäre es Balthasar Hauser, der von dem ganzen Aufruhr profitieren würde. Trotzdem liess sich das Malheur nicht mehr abwenden, denn die Menschen in dieser Gegend waren nicht nur nachtragend, sondern auch stur. Die Tradition wurde respektiert, auch wenn sie seit ewiger Zeit nur Verdruss und Elend brachte. Der Zunder war gesammelt, und pünktlich um achtzehn Uhr nahm das Verderben seinen Lauf.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held») und lebt in Zürich. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen und wöchentlich auf der WOZ-Website zu lesen sind.