US-Grenze: Immer tödlichere Routen

Nr. 15 –

Über 23 Millionen Personen überqueren jährlich die Grenze zwischen Mexiko und den USA, Hunderttausende ohne gültige Papiere. Am Karfreitag gab die mexikanische Regierung bekannt, dass seit 2006 mindestens 1820 MigrantInnen beim Versuch, illegal in die USA einzureisen, ums Leben gekommen seien. Sie starben an Dehydrierung, Unterkühlung oder bei Verkehrsunfällen, wurden ermordet oder sind ertrunken. Die meisten starben im Bundesstaat Arizona, dessen Grenze zu Mexiko über weite Strecken durch Wüstengebiet führt. 706 der Toten konnten bis heute nicht identifiziert werden, weil von ihnen nur Skelettreste gefunden wurden oder sie keine Ausweispapiere mit sich geführt hatten.

Diese Zahlen stammen von der US-Grenzbehörde. Demnach habe die Zahl der Toten in den vergangenen Jahren abgenommen – auch weil der Strom der illegalen MigrantInnen kleiner geworden sei. Die US-Menschenrechtsorganisation Coalición de Derechos Humanos (Koalition für Menschenrechte) stellt die Zahlen hingegen infrage. Seit 2003 dokumentiert die Organisation in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden und lateinamerikanischen Konsulaten Details zu den gefundenen Toten in Arizona und den festgenommenen MigrantInnen. So betrug 2009 die Zahl der Verhafteten 241 673 , zwei Jahre später noch 123 285 . Doch in beiden Jahren wurden jeweils 183 Tote aufgefunden. Laut der Koalition steigt der Anteil der Opfer im Verhältnis zu allen MigrantInnen weiter an.

Auch dass die Grenzpolizei weniger Verhaftungen verzeichnet, könne nicht auf einen Rückgang der illegalen Migration zurückgeführt werden. Der Grund sei vielmehr, dass die Migrationsrouten durch immer unwirtlichere Gebiete führten. Die Grenzpolizei hat in den vergangenen Jahren die traditionellen Übergänge stark militarisiert und kontrolliert sie teilweise mit modernsten Überwachungssystemen wie Drohnen.