Kultour
Konzert
Mignon
Nein, niedlich ist sie nicht: Im Video zum Song «Hot Love» zeigt Mignon das blutige Loch in ihrem Körper, wo mal ihr Herz war. Eine andere Frau hält das blutig tropfende Herz, küsst und schleckt es. Und auch im Musikvideo von «Kiss of Death» tummeln sich düstere Gestalten.
Mignon startete ihre Karriere 2001 mit der Sängerin und Performerin Peaches, mit der zusammen sie mit wilden Bühnenshows Berlin unsicher machte. So stopften die beiden ihre Unterhosen mit Polstern aus, was man unter ihren kurzen Röcken gut sah, und gaben stundenlange Freestyle-Rapeinlagen. 2003 begann Mignon ihre Solokarriere – auch ohne Peaches ist die zierliche Frau mit der wilden Mähne eine Rampensau, die auf der Bühne alles gibt.
In einer spektakulären Show rockt Berlins «Königin des Splatterrocks» nun den Berner Frauenraum mit einer Mischung aus Rock ’n’ Roll, Punk, Metal, Electronica und Pop. Anschliessend gibts Disco mit DJane Audiophil.
Silvia Süess
«Mignon» in: Bern Frauenraum der Reitschule,
Sa, 19. Mai 2012, 22 Uhr. www.frauenraum.ch
Sharon Jones & The Dap-Kings
Mit einem geschrienen «Ladies and gentlemen, it’s soul time!» leitet der Master of Ceremonies die Konzerte der New Yorker Sängerin Sharon Jones ein. Ein fetter Bläsersatz röhrt durch die Halle, die Gitarre setzt Akzente, und alles ist satt unterfüttert von Bass, Schlagzeug und diversen Perkussionsinstrumenten.
Den Rest besorgen die ausgefuchsten BackgroundsängerInnen, die in Kleidung und Choreografie alte Zeiten hochleben lassen. Die begleitenden Musiker von The Dap-Kings – einige haben schon Amy Winehouse auf ihrem grandiosen Album «Back to Black» in luftige Höhe getragen – tragen klingende Namen wie Bugaloo Velez, Neal Sugerman, Binky Griptite oder Homer «Funky Foot» Steinweiss.
«What if we all stopped paying taxes?», singt Jones auf ihrer letzten CD, «Soul Time!». Binky Griptite tupft die Gitarrenklänge, und der MC verkündet: «Ladies and gentlemen, children of America, it’s up to you, stop paying taxes, don’t support injustice and corruption …» Die Band schaltet in James-Brown-Manier einige Gänge höher, und die «Soul Sister Number One» lässt keine Zweifel, dass sie es ernst meint. Auf «Soul Time!» versammeln sie die Stücke, die sie in den letzten Jahren zwar oft live gespielt, aber nie veröffentlicht haben. Sharon Jones & The Dap-Kings bringen ihren engagierten urbanen Soul mit viel Verve und einer gehörigen Prise Funk auf die Bühne – etwas Retro darf sein.
Fredi Bosshard
Sharon Jones & The Dap-Kings in: Basel Kaserne Mo, 21. Mai 2012, 20 Uhr. Zürich Kaufleuten, Di, 22. Mai 2012, 20 Uhr. Genf Usine, Mi, 23. Mai 2012, 20.30 Uhr.
www.sharonjonesandthedapkings.com
Lesung
Sreten Ugricic
Die Autorin Melinda Nadj Abonji, der Spoken Word Artist Jurczok 1001 und der Fotograf Goran Potkonjak eröffnen im Theater Neumarkt eine neue Reihe: In «Das Leben ist Ausland» laden sie bis Juni 2013 an drei Abenden KünstlerInnen aus dem Balkan in die Neumarkt-Dependance in der Chorgasse ein.
Erster Gast ist der serbische Autor Sreten Ugricic, der im vergangenen Januar von der serbischen Regierung fristlos aus seinem Amt als Direktor der Nationalbibliothek in Belgrad entlassen wurde. Der Schriftsteller Vladimir Arsenijevic nahm dies zum Anlass für einen Aufsatz in der WOZ über das geistige Klima in Serbien (vgl. WOZ Nr. 07/12
): «Die antiintellektuelle Verachtung entlud sich in den Januartagen 2012», so Arsenijevic in seinem Text: «In einer kollektiven Hysterie, die PolitikerInnen und Medien ebenso erfasste wie den Chor der BürgerInnen, wurde Ugricic im Eilverfahren von einem Gericht entlassen, das sich hier ‹Telefonsitzung der Regierung› nennt.»
Ugricic hatte seine Unterschrift unter die Petition des Forums der Schriftsteller gesetzt, das gegen eine Polit- und Medienhetze gegen den montenegrinischen Schriftsteller Andrej Nikolaidis protestierte. Ugricic wird in Zürich aus seinem 2011 auf Deutsch erschienenen Buch «An den unbekannten Helden» lesen.
Adrian Riklin
Sreten Ugricic in: Zürich Neumarkt-Dependance
in der Chorgasse Di, 22. Mai 2012, 20.30 Uhr.
www.theaterneumarkt.ch
Kamillas queerer Literaturklub
Letztes Jahr wurde der Kulturmonat «Warmer Mai» kaltgestellt, dieses Jahr wird er unter dem Titel «Angewärmter Mai» wiederbelebt. «Da der warme Mai nicht mehr ist, retten wir, was zu retten ist», schrieben die VeranstalterInnen. Während des ganzen Monats gibt es schwul-lesbische Veranstaltungen, die von den homosexuellen Arbeitsgruppen Zürich mitorganisiert werden.
Gleich zwei Abende hintereinander lädt Kamilla von Arx in den Keller 62 ein: Am Montag, 21. Mai 2012, zu «Kamillas queerem Literaturklub». Hier diskutieren der Autor Simon Froehling, der Regisseur Hannes Rudolph und der frühere Zürcher Justizdirektor Markus Notter über lesbisch-schwule Bücher: «Small g» von Patricia Highsmith, «Hingabe. Erzählungen» von Adam Haslett, «Zwei Menschen» von Donald Windham und André Acimans «Ruf mich bei deinem Namen». Das Publikum ist eingeladen mitzudiskutieren. Am folgenden Abend liest «die letzte Kaffeehaus-Literatin» Kamilla von Arx aus ihren Texten.
Silvia Süess
Kamillas queerer Literaturklub in: Zürich Keller 62, Mo, 21. Mai 2012, 20 Uhr. Kamillas Stichproben:
Di, 22. Mai 2012, 20 Uhr. www.keller62.ch