Was weiter geschah: Notschlafstellen im Starbucks

Nr. 50 –

Am Donnerstag letzter Woche gab die britische Tochter des US-Kaffeehauskonzerns Starbucks bekannt, dass sie in den kommenden zwei Jahren jeweils zehn Millionen Pfund Unternehmenssteuern bezahlen wolle. Damit komme Starbucks UK einem «lauten und deutlichen» Wunsch der Kundschaft nach, sagte der britische Starbucks-Manager Kris Engskov. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren in Britannien keine Steuern gezahlt.

Die geplanten Aktionen der Initiative UK Uncut konnte es damit allerdings nicht verhindern. Das Angebot sei eine Frechheit und völlig ungenügend, urteilte UK Uncut. Und so kam es am Samstag nicht – wie erwartet – zu 30 Besetzungen von Starbucks-Filialen, sondern zu 45. Von Southampton bis Aberdeen, von Cornwall bis Newcastle, verwandelten vor allem Frauen die Cafés in Kinderkrippen, Frauenhäuser, Notschlafstellen. Viele Starbucks-Beschäftigte begrüssten die Aktion. Denn ihnen hatte das Management letzte Woche neue Verträge vorgelegt: Verzicht auf die bezahlte Mittagspause, keine Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag, Kürzungen beim Mutterschaftsgeld.

Die Steuertricks von Starbucks und die Berichte über die schlechteren Arbeitsbedingungen haben einen stillen Boykott ausgelöst. Auch er werde Starbucks nicht mehr betreten, verkündete sogar Danny Alexander, liberaler Chefsekretär des Schatzamts und hochrangiges Kabinettsmitglied. Laut einer Untersuchung der Manchester Business School könnte ein Boykott den Konzern bis zu einem Viertel des Umsatzes kosten. Denn in fast jeder Strasse gibt es eine Alternative: Das britische Unternehmen Costa Coffee hat ebenfalls über 1300 Filialen. Und es zahlt seine Steuern. Im letzten Finanzjahr waren es achtzehn Millionen Pfund. pw

Nachtrag zum Artikel «Mit dem Schlafsack ins Starbucks» in WOZ Nr. 49/2012.