Britannien: Erfolg für Occupy

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Es dauerte nur fünf Monate, dann waren sogar die hartgesottenen Konservativen von Barnet weichgekocht: Am Dienstag unterzeichnete die Nordlondoner Gemeinde einen Vertrag mit den BesetzerInnen einer Stadtteilbücherei, die sie vor kurzem noch mit Räumungsklagen überzogen hatte. Die von den Tories kontrollierte Stadt (330 000 EinwohnerInnen) hatte sich bereits vor zwei Jahren dem Konzept der «Easy-Gemeinde» verschrieben, benannt nach der wenig komfortablen Billigfluglinie Easy-Jet: Die Verwaltung vergab bisher Aufträge in Höhe von einer halben Milliarde Franken an Privatunternehmen und will siebzig Prozent der städtischen Dienstleistungen privatisieren. Ausserdem schloss sie zahllose Einrichtungen – wie die Quartiersbibliothek im Stadtteil Friern Barnet.

Mit AktivistInnen der Londoner Occupy-Bewegung hatte sie allerdings nicht gerechnet. Diese besetzten, unterstützt von der lokalen Bevölkerung, im September 2012 das leer stehende Gebäude – und nahmen den Bibliotheksbetrieb wieder auf. QuartierbewohnerInnen spendeten Bücher (insgesamt über 8000 Bände), die Bücherei entwickelte sich schnell zu einem rege genutzten Kulturzentrum, mit jeder Veranstaltung und Kundgebung stieg der Druck auf die Verantwortlichen. Diese gaben jetzt klein bei: Sie erteilten einem kollektiv verwalteten Verein von AnwohnerInnen eine Betriebsbewilligung – und fördern ihn auch finanziell.