Kommentar: Im Bikini gegen die Klimaerwärmung
Die uralte Marketingweisheit, dass eine schöne Frau jeden Gegenstand adelt, zeigt sich nicht nur am Genfer Autosalon, sondern auch beim Klimaschutz.
Seit sich fast jede Zeitung eine grüne Hochglanzbeilage im Vierfarbendruck leistet, gilt Nachhaltigkeit als sexy, und auch die alte Mutter Erde hat seit der Jahrtausendwende ihre Miss Earth. Diese Miss muss nicht nur schön, sondern auch eine Umweltbotschafterin sein und neben den üblichen Fotoshootings mit ihrem Charme Spenden für wohltätige Zwecke lockermachen. Am Sonntag wurde in Zürich die Miss Earth Schweiz 2013 gewählt.
Erst in «Casual Wear», dann im Bikini und zuletzt im Abendkleid defilierten die zwölf Finalistinnen vor dem künstlich enthusiasmierten Publikum. Während das Moderatorenduo nicht müde wurde zu betonen, dass dank Bikinidurchgang bei den anwesenden Herren Freude herrsche, bemühte sich die Schreibende, in der knappen Verwendung von Textilien doch immerhin eine ressourcenschonende Symbolik zu entdecken. Zwischen den Durchgängen gabs Livegesang, schöne Videos zu Umweltthemen und zwei Werbepausen mit jeder Menge Autos.
Im Halbfinale flog dann die Hälfte der potenziellen Umweltbotschafterinnen raus, ehe sich auch nur eine zu ihrem Engagement geäussert hatte. Einzig ihre Lieblingsfarbe hatten sie per Videoeinspielung offenbaren dürfen. Die Jury fand alles «phänomenal» und «hammermässig» und spürte beim Defilee ganz klar die jeweilige «Personality».
Zum Abschied wurde allen BesucherInnen eine anderthalb Kilo schwere Tragtasche mit Sponsoren-Give-aways in die Hand gedrückt. Befragt, was da denn drin sei, sagte die Dame: «Alles!», und strahlte. Vermutlich gelten seit der letzten Uno-Klimakonferenz auch Deodorants, gelber Nagellack und zellophanverpackte Plastikentchen als CO2-reduzierend.
Gewonnen hat übrigens Djoa Strassburg, eine schöne, junge Frau mit sympathischem Auftreten aus Gockhausen. Sie stellt beim Schamponieren in der Dusche das Wasser ab und lässt ihre Geräte nie auf Stand-by stehen.